D. Lenz
Bereits vor einiger Zeit überraschte die Raumsonde Cassini mit zahlreichen Detailaufnahmen von Saturn die Astronomen. Eine Aufnahme stellt die Wissenschaftler jedoch bis heute vor ein Rätsel: Das Hexagon am Nordpol des Saturn.
Washington (U.S.A.). Der Saturn ist in vielen Punkten einzigartig in unserem Sonnensystem. Kein anderer Planet besitzt so ein ausgeprägtes Ringsystem, der Saturn ist so leicht, dass er in einem riesigen Ozean schwimmen könnte und an seinem Nordpol befindet sich etwas, was Astronomen zuvor noch nie bei einem Planeten gesehen haben und für das sie bis heute keine Erklärung besitzen: Ein rund 30.000 Kilometer großes Hexagon.
Die ersten Fotos des nordpolaren Hexagons wurden bereits im Jahr 1980 von der Raumsonde Voyager 1 bei seinem Vorbeiflug am Saturn geschossen. Cassini reicht nun weitere detaillierte Aufnahmen nach, aber das Phänomen bleibt weiter Rätselhaft. Zwar gibt es bisher einige Theorien, aber keine liefert eine völlig befriedigende Erklärung zur Entstehung des Hexagons. Unklar ist auch, ob es sich bei dem Hexagon um ein dauerhaftes Phänomen oder nur um eine zeitweilige Erscheinung handelt oder warum das Hexagon, welches exakt auf der Rotationsachse des Ringplaneten sitzt, nur am Nordpol des Planeten und nicht am Südpol existiert.
Das Hexagon besitzt einen Durchmesser von etwa 30.000 Kilometern, also fast dreimal größer als der Durchmesser der Erde. Der zentrale Wirbel, der genau zur Rotationsachse ausgerichtet ist, besitzt einen Durchmesser von rund 10.000 Kilometern (inklusive die auf ihn zulaufende Strömung). Auffällig ist ein kleinerer hellerer Fleck im Hexagon selbst. Er misst etwa 3.500 Kilometer im Durchmesser und ist auch auf den aktuellen Cassini-Aufnahmen zu sehen. Wie das Hexagon selbst, schein auch der kleine Fleck recht langlebig zu sein.
Neuste Infrarotuntersuchungen von Planetenforschern der Weltraumbehörde NASA zeigen, dass sich im Inneren des Hexagons weniger große Dunstpartikel in der Hochatmosphäre ansammeln als in der restlichen Atmosphäre des Saturn. Es scheint, als ob die starken Winde am Rand des Hexagons wie eine Barriere wirken und einen Austausch mit der restlichen Gashülle behindern. Die größeren Dunstpartikel entstehen durch die Bestrahlung der Hochatmosphäre mit Sonnenlicht. Durch Saturns Neigung lag sein Nordpol lange im Schatten und wird erst seit wenigen Jahren wieder von der Sonne beschienen. Die Forscher vermuten, dass sich in den kommenden Jahren auch hier größere Dunstpartikel bilden und dass das Hexagon in irgendeiner Form auf diese Veränderung reagieren wird. Cassini beobachtet den Saturn allerdings nur noch bis September 2017 – ob dieser Zeitraum ausreicht um das Rätsel des Hexagons zu lösen, bleibt fraglich.