D. Lenz
Für den Verzicht von Kuhmilch als Nahrungsquelle gibt es unterschiedliche Gründe - Ethische wie Gesundheitsbedingte, und damit sind nicht nur Allergien und Intoleranzen gemeint. Die Laktoseintoleranz gehört zu den bekanntesten und weit verbreitetsten Lebensmittelunverträglichkeiten. In den letzten Jahren häufen sich die Meinungen, dass Kuhmilch keineswegs so gesund ist wie lange Zeit angenommen wurde.
Uppsala (Schweden). Die Milch macht`s! Dieser Slogan stammt aus einer deutschen Milchwerbung, bekannt aus dem TV. Darin zu sehen sind Kinder im sportlichen Umfeld, die dank eines Milchtrinkpäckchens nicht nur einen Milchbart in die Kamera zeigten, zusätzlich auch besonders fit und gesund wirkten. Klar, die Milch liefert wichtiges Eiweiß und vor allem Kalzium, was wichtig für das Wachstum und die Härte der Knochen ist. Dieses Leitbild prägt das Informationsbild vieler westlichen Länder. In Asien, dort wo viele Menschen eine genetisch bedingte Laktoseintoleranz haben, müsste es dementsprechend viele Fälle von Kalziummangel und Knochenbrüche geben, dem ist aber nicht so. Seit einiger Zeit werden immer öfter mehr oder weniger wissenschaftlich belegbare Studien publiziert, die das Thema Kuhmilch und Osteoporoserisiko in Verbindung bringen. Ein Zusammenhang, der genau das Gegenteil der bisherigen Annahmen beschreibt. Zuletzt sorgte solch eine Studie schwedischer Forscher für Aufsehen.
Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt besonders bei Kindern und Jugendlichen eine erhöhte Zufuhr von Milch tierischen Ursprungs. Das darin enthaltene Kalzium sorgt für die nötige Versorgung, was besonders im Zeitraum des Körperwachstums wichtig ist. Die Knochen können später mehr Stabilität vorzeigen, als bei einer kalziumarmen Versorgung. Aus medizinischer Sicht wird auf den Schutz vor Osteoporose hingewiesen. Auch die Zähne erhalten mehr Substanz, wenn bereits im Kindesalter auf ausreichend Kalzium, zum Beispiel durch den Verzehr Kuhmilch, geachtet wird. Aufgrund dieser bewehrten und fundierten Ergebnisse spricht sich die Medizin klar für die Milchaufnahme aus.
Nun gibt es einen nicht unwesentlichen und immer schneller wachsenden Anteil an Menschen, die sich vegan, also frei jeglicher Produkte tierischen Ursprungs ernähren. Beweggründe für diese Form der Ernährung sind längst nicht mehr aus ethischer und moralischer Sicht zu begründen. Viele entscheiden sich inzwischen auch aus gesundheitlichen Gründen gegen die Nahrungsaufnahme von: Fleisch, Fisch, Wurst, Milch, Bienenhonig, Fett-Öl und Eiweiß. Vegetarier hingegen verzichten hauptsächlich auf Produkte aus der direkten Tierverarbeitung, also das Tier an sich. Belegende Studien gibt es bislang noch wenige, eine der bekanntesten Arbeiten beschreibt die China Study von T. Collin Campell, Professor für Biochemie aus dem Jahr 2010. Diese Studie beschreibt die Zusammenhänge zwischen dem Verzehr tierischer Nahrungsmittel und dem Auftreten von verschiedenen Krankheiten wie: Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten und Osteoporose.
Diese Erkenntnisse entsprechen einer sehr deutlichen Gegenmeinung gegenüber herkömmlicher schulmedizinischer Fakten. Auch die Medienlandschaft und der Absatzmarkt sind geprägt von dem Angebot an tierischen Produkten - es besteht also auch ein nicht unwesentliches wirtschaftliches Interesse der Vermarktung tierischer Erzeugnisse. Bereits Mitte der 70er Jahre zeigte eine Großstudie der Harvard University unter dem Veröffentlichungstitel „Nurses health Study“ ein sehr kritisches Bild gegenüber gültigen Erkenntnissen und Meinungen. Schon zu dieser Zeit wurden 78.000 Frauen über zwölf Jahre hinweg untersucht. Die Erkenntnis aus dieser Studie zeigte einen deutlichen Anteil Osteoporose-Erkrankungen bei Frauen die viel Milch tranken. Ebenso zeigte eine Studienarbeit in der Ärztezeitschrift American Journal of Epidemiology aus dem Jahr 1994 ähnliche Ergebnisse.
Zurück zu dem nachweislichen Fakt, dass Menschen, die sich ausreichend mit Kalzium versorgen, eine höher Knochendichte besitzen als Menschen, die darauf verzichten. Anhand von zwei Langzeituntersuchungen konnten die schwedischen Wissenschaftler die Folgen von Milchkonsum dokumentieren. Für die Studien wurden die Daten von 61.000 Frauen im Alter zwischen 39 und 74 Jahren und von 45.000 Männern im Alter zwischen 45 und 79 Jahren verwendet (die Altersangaben beziehen sich auf den Beginn der Studien). Im Untersuchungszeitraum von 20 Jahren starben 25.500 Menschen, fast ebenso viele, nämlich rund 22.000 Menschen erleideten in dieser Zeit Knochenbrüche. Anhand der Ernährungsdaten konnte nicht darauf verwiesen werden, dass der Milchkonsum vor Brüchen schützt. Allerdings war der Zusammenhang zwischen erhöhtem Milchkonsum und der Sterberate sehr deutlich. Die Anzahl an Milch trinkenden Frauen mit Todesfolge war höher als bei Frauen ohne den Verzehr von Milch, und das mit ausschlaggebenden 90 Prozent. Selbiges gilt auch für die Zahlenauswertung bei Knochenbrüchen, zumindest bei einem gesteigerten Konsum von Milch, hier beträgt der prozentuale Anteil 60 Prozent. Dabei war es unerheblich, wie hoch der Fettanteil der getrunkenen Milch war. Während auch bei den Männern die Sterbewahrscheinlichkeit in Verbindung mit dem Milchkonsum gebracht werden kann, ist die Anzahl an Knochenbrüchen weniger ausgeprägt als beim weiblichen Geschlecht.
Diese medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich aber nicht allgemein mit dem Konsum von Milchprodukten begründen. Die Daten lieferten weitere Erkenntnisse auch auf andere Produkte wie Käse oder Joghurt. Hier gab es keine deutlichen Verbindungen zum Knochenbruchrisiko. Diese Zusammenhänge führte die Forscher um Karl Michaelsson von der Universität Uppsala zu dem Ergebnis, dass vor allem der Gehalt von Laktose in der Milch negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat und die positive Wirkung von Kalzium schwächt. Käse und weiterverarbeitete Milchprodukte mit niedrigerem Laktosegehalt können dagegen schützend wirken. Während Kinder und heranwachsende Menschen Laktose in Milch durch das körpereigene Enzym Laktase besonders gut verarbeiten können, sinkt dieser biologische Spaltungsprozess je älter die Menschen werden. Dies entspricht auch dem biologischen Urprung, dass Säugetierarten mit der eigenen Muttermilch aufgezogen werden. Die Aufnahme dieser Wachstumsnahrung sollte aus der eigenen Muttermilch stammen und nicht einer artfremden Gattung wie der von Kühen und Ziegen.
Unabhängig dieser Erkenntnisse bleibt die Frage offen, warum das Sterberisiko bei Menschen mit Milchkonsum so viel deutlicher war, als bei den Teilnehmern ohne die Aufnahme von Milch mit tierischen Ursprung. Bei Blut- und Urinuntersuchungen wurden zusätzliche negative Reaktionen auf den Milchkonsum festgestellt: je höher der Konsum von Milch war, umso stärker waren auch die Indikatoren von Stress und Entzündungen.