Erhöhung der Geldmenge

Der Cantillon Effekt und die Inflation

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Der Cantillon Effekt beschreibt, dass von der Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbank und der daraus resultierenden Preisanstiege nicht alle Bereiche einer Volkswirtschaft gleichmäßig profitieren. Der Cantillon Effekt erhöht dadurch die wirtschaftliche Ungleichheit in einer Gesellschaft.

Der Cantillon Effekt beschreibt in der Ökonomie, dass sich eine Erhöhung der Geldmenge (Nettokreditvergabe) durch die Zentralbank nicht automatisch auf alle Bereiche einer Volkswirtschaft gleichmäßig verteilt. Zuerst profitieren vom neuen Giralgeld der Bankensektor, staatsnahe Unternehmen und weitere politisch begünstigte Gruppen.

Die übrigen Teile der Volkswirtschaft, also etwa Privathaushalte und kleine und mittlere Unternehmen (KMU), profitieren von der Geldschöpfung erst später oder gar nicht. Die Verlierer des Cantillon Effekts sind alle Menschen und Unternehmen, die keinen Anteil der erhöhten Geldmenge erhalten, die aber trotzdem die durch die kreditschöpfungsbedingte Inflation erhöhten Preise bezahlen müssen.

Cantillon Effekt von Richard Cantillon

Erstmals beschrieben wurde der Cantillon Effekt durch den Ökonomen Richard Cantillon (1680 – 1734) in seiner „Abhandlung über die Natur des Handels im Allgemeinen“, die im Jahr 1755 erstveröffentlicht wurde.

„Wenn die Vermehrung des Bargeldes von Gold- oder Silberminen ausgeht, die sich in einem Staate befinden, so werden der Eigentümer dieser Minen, die Unternehmer, die Schmelzer, die Raffinierer und überhaupt alle jene, die dort arbeiten, jedenfalls ihre Ausgaben entsprechend ihren Gewinnen erhöhen. Sie werden in ihren Haushalten mehr Fleisch und mehr Wein oder Bier verbrauchen als früher, sie werden sich daran gewöhnen, bessere Kleidung und schönere Wäsche zu tragen, besser eingerichtete Häuser und andere erlesenere Bequemlichkeiten des Lebens zu besitzen. Sie werden daher einigen Handwerkern Beschäftigung geben, die vorher nicht so viel Arbeit hatten und die nun aus dem gleichen Grund auch ihre Ausgaben erhöhen werden; alle diese Vermehrungen der Ausgaben für Fleisch, Wein, Wolle usw. vermindern notwendig den Anteil der anderen Bewohner des Staates, die zunächst nicht an den Reichtümern der fraglichen Minen teilnehmen. Das Feilschen auf dem Markte oder die Nachfrage nach Fleisch, Wein, Wolle usw., die stärker ist als gewöhnlich, wird jedenfalls deren Preise in die Höhe treiben. Diese hohen Preise werden die Pächter veranlassen, in einem anderen Jahre mehr Boden zur Erzeugung dieser Dinge zu verwenden; diese selben Pächter werden aus dieser Erhöhung der Preise Gewinn ziehen und werden, wie die anderen, die Ausgaben für ihre Familien erhöhen. Diejenigen, die unter dieser Teuerung und unter dem erhöhten Konsum leiden werden, werden also zunächst die Grundeigentümer während der Laufzeit ihrer Pachtverträge, dann ihre Diener und alle Arbeiter oder mit festen Gehältern Angestellte sein, die davon ihre Familie erhalten. Alle diese müssen ihre Ausgaben entsprechend dem neuen Verbrauch einschränken, und dies wird eine große Zahl von ihnen zwingen, den Staat zu verlassen, um anderwärts ihr Glück zu suchen. Die Eigentümer werden viele von ihnen entlassen und es wird dazu kommen, dass die übrigen eine Lohnerhöhung verlangen werden, um leben zu können, wie sie es gewohnt waren. Das ist ungefähr die Weise, in der eine beträchtliche Vermehrung des Geldes aus Minen den Konsum erhöht und unter Verminderung der Einwohnerzahl größere Ausgaben jener, die zurückbleiben, zur Folge hat.“

Der Cantillon Effekt und Milton Friedman

Der Ökonom Milton Friedman (1912 – 2006) vertritt die Ansicht, dass eine Erhöhung der Milton Friedman keinen dauerhaften Einfluss auf die Realwirtschaft hat. Sobald ein Agent, also ein Akteur innerhalb eines ökonomischen Systems, erkennt, sein Geld an Wert verliert, passt er demnach sein Verhalten an und fordert höhere Löhne, die die Preiserhöhungen aufwiegen. Sind diese Veränderungen abgeschlossen, stehen laut ihm die Produktion und die Arbeitslosigkeit an der gleichen Stelle wie vor der Veränderungen der Geldmenge.

Der Cantillon Effekt erklärt jedoch, dass diejenigen, die das neu geschaffene Geld zuerst erhalten, zunächst an Kaufkraft gewinnen. Sie können also Konsum- und Investitionsgüter relativ günstig erwerben. Die übrigen Teile der Volkswirtschaft haben diese Möglichkeit nicht, weil das neue Geld bei ihnen erst später ankommt. Sie können das Geld also erst nutzen, wenn die Preise bereits angestiegen sind. Eine Geldmengenausweitung kann aus diesem Grund nie neutral sein.

Cantillon Effekt erhöht die Ungleichheit

Ihre geldpolitischen Expansionsprogramme rechtfertigen Zentralbanken häufig mit dem sogenannten Wealth Effekt. Dieser beschreibt, dass durch die ein größer Teil des Lohns für den Konsum verwendet werden kann, wenn das Vermögen der Bevölkerung durch die Wertsteigerung bei Immobilien und Aktien zunimmt.

Ökonomen, darunter vor allem Vertretet der Österreichischen Schule, kritisieren dieses Argument. Auch der Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes (1883 – 1946) erklärte in seinem Buch „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens“ (1919), dass Staaten durch Inflationsprozess das Vermögen ihrer Bürger konfiszieren können.

„In einem kontinuierlichen Inflationsprozess können Regierungen heimlich und unbeabsichtigt einen erheblichen Teil des Vermögens ihrer Bürger konfiszieren. Auf diese Weise konfiszieren sie nicht nur, sie konfiszieren willkürlich, und während der Prozess viele verarmt, bereichert er tatsächlich einige.“

Auch Ray Dalio, Gründer und Co-Chief Investment Officer des Hedgefonds Bridgewater Associates ist der Meinung, dass die zunehmende ökonomische Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft durch den Cantillon Effekt verursacht wird.

Eine expansive Geldpolitik der Zentralbanken, die sich in niedrigen Zinsen und Anleihenkäufen äußert, erhöht demnach den Wert von Finanzanlagen. In der Gesellschaft ist das Eigentum an diesen Vermögenswerten aber nicht gleichmäßig verteilt. Konzerne und reiche Privathaushalte, die einen Großteil des Vermögens auf den Finanzmärkten besitzen, profitieren also von der Vergrößerung der Geldmenge überproportional stark.

Die Ärmsten, die keine Investitionen besitzen, profitieren hingegen gar nicht. Bei ihnen sorgt der Cantillon Effekt stattdessen dafür, dass die Kaufkraft ihrer Löhne sinkt. Sie können sich real also trotz der Ausweitung der Geldmenge weniger Güter leisten.

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