Übersetzer ist ein häufig unterschätzter Beruf mit hoher Verantwortung, bei dem selbst kleine Fehler große Folgen haben können.
Laut einer Studie des Statista Research Departments haben in Deutschland laut eigenen Angaben 70 Prozent aller Erwachsenen zumindest einigermaßen gute Kenntnisse in einer oder mehreren Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch sind auch Niederländisch, Italienisch und Russisch dabei weitverbreitet. Die Vorteile bilingual oder sogar multilingual zu sein, sind laut der derzeitigen Studienlage nicht von der Hand zu weisen. Eine italienische Studie kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Menschen die mehr als nur ihre Muttersprache beherrschen bessere kognitive Fähigkeiten haben, also zum Beispiel kreativer sind und neue Dinge schneller erlernen.
Auch eine Studie aus den U.S.A. kam zu ähnlichen Ergebnissen und hat belegt, dass die Mehrsprachigkeit das Gehirn fordert und so verhindert, dass Demenz und Alzheimer entstehen. Im Durchschnitt treten diese Erkrankungen bei bilingualen und multilingualen Menschen erst vier Jahre später auf, als bei Personen, die nur eine Sprache sprechen und schreiben können.
Nur weil ein Mensch eine Fremdsprache im Alltag gut anwenden kann, wird es dadurch aber noch nicht zu einem guten Übersetzer. Im Gegensatz zu bloßer Bilingualität verfügen professionelle Übersetzungsdienstleister nämlich nicht nur über die entsprechenden Sprachkenntnisse, sondern kennen sich auch mit kulturellen Unterschieden aus. Anstatt eine einfache Wort für Wort Übersetzung zu erstellen, können sie deshalb auch die Intention des Textes in die Zielsprache überführen. Außerdem verfügen die meisten erfahrenen Übersetzer über eine Spezialisierung und entsprechende Fachkenntnisse, die es ihnen ermöglicht auch anspruchsvolle Texte inhaltlich und terminologisch korrekt zu übersetzen. Was passieren kann, wenn statt eines erfahrenen Übersetzers ein Laie beauftragt wird, zeigen die folgenden Beispiele.
Pralinen und Schokoladen gehören im Westen schon lange zu den beliebtesten Geschenken am Valentinstag. In den 1950er Jahren versuchten die großen Hersteller dieses Geschenk, das typischerweise Männer ihren Freundinnen oder Frauen überreichen über die ganze Welt zu verbreiten. Durch einen Übersetzungsfehler bei einem Werbeslogan in Japan kam es dabei dazu, dass stattdessen Frauen ihren Freunden oder Männern Schokolade schenkten. Diese Tradition am 14. Februar hat sich in Japan bis heute gehalten. Japanische Frauen beglücken ihre Partner also am Valentinstag noch immer mit Schokoladenherzen, Pralinen und Trüffeln. In der japanischen Tradition revanchieren sich die Männer dafür einen Monat später am 14. März.
Deutlich schlimmer war ein Übersetzungsfehler einer Werbebotschaft der Großbank HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation Holdings PLC) aus dem Jahr 2009. Anstatt den Werbeslogan „Assume Nothing“ korrekt zu übersetzen, wurde in zahlreichen Ländern daraus „Do Nothing“ (Tu nichts). Um die Imageschäden der falsch übersetzten Werbung zu beseitigen, startete die Bank eine Rebranding-Kampagne, die weltweit Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro verursacht hat.
Ein weiterer kurioser Übersetzungsfehler liegt bereits knapp 500 Jahre zurück und sorgte dafür, dass der Bildhauer, Maler, Dichter und Baumeister Michelangelo eine Moses-Statue mit Teufelshörnern anfertigte. Die noch heute in der San Pietro in Rom stehende Statue erhielt ihre Hörner aufgrund des heiligen Hieronymus. Der damalige Schutzpatron der Berufsgruppe der Übersetzer studierte Hebräisch. Sein Ziel war es das Alte Testament aus dem Original zu übersetzen, anstatt die bereits im dritten Jahrhundert übersetzte griechische Fassung zu nutzen. Bei der Übersetzung von Hebräisch in das Lateinische geschah jedoch ein Fehler, den eine Vielzahl weiterer Übersetzungen kopierten.
Im hebräischen Original steht das Wort „Karan“, was bedeutet, dass Moses, als er vom Berg Sinai herunterstieg eine „Ausstrahlung“ über seinem Kopf hatte. Da Hebräisch ohne Vokale geschrieben wird, hat Hieronymus statt „Karan“ das Wort „Keren“ übersetzt, was Hörner bedeutet. Michelangelo und andere Maler sowie Bildhauer zeigten aufgrund dieses einfachen Übersetzungsfehlers, der passiert ist, weil Hieronymus die kulturellen Besonderheiten nicht kannte, jahrhundertelang Moses mit Hörnern.
Besonders folgenschwer war ein Übersetzungsfehler in den 1980er Jahren in Krankenhaus, in das der spanische Junge Willie Ramirez eingeliefert wurde. Weil das Kind und die anwesende Familie nur Spanisch sprachen, konnten sie mit nur einem der Ärzte sprechen, der zufällig Spanisch als Fremdsprache gelernt hatte. Dabei kam es jedoch zu einem Übersetzungsfehler, der den Jungen zu einem Tetraplegiker machte. Das Krankenhaus musste aus diesem Grund 71 Millionen US-Dollar Schadensersatz an das Kind bezahlen.
Die falsche Behandlung erfolgte, weil der Arzt und vermeintliche Übersetzer, die im Spanischen ähnlich klingenden Wörter für Lebensmittelvergiftung und Drogenüberdosis verwechselte. Die intrazerebrale Blutung, an die der Junge litt, wurde aus diesem Grund zu spät erkannt und daher nicht rechtzeitig behandelt.