Gewicht nimmt ständig zu

Warum fällt das Abnehmen so schwer?

Nicht immer ist magelnde Disziplin schuld, aber warum fällt manchen Menschen das Abnehmen so schwer? )ed.oilexipusimuT(Foto: © 

Gesunde Ernährung und der Gang zum Fitnessstudio gehören für viele Personen zum Alltag. Doch wieso fällt manchen Menschen das Abnehmen trotzdem so schwer?

In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Deutschen die in einem Fitnessstudio angemeldet sind deutlich erhöht. Innerhalb eines Jahres wuchs die Anzahl der Mitglieder um 6,5 Prozent. Kaum eine andere Branche konnte im selben Zeitraum ein so großes Wachstum verzeichnen. Insgesamt sind nun über 10 Millionen Deutsche in einem Fitnessstudio Mitglied. Auch Themen wie eine ausgeglichene Lebensführung und eine gesunde Ernährung werden, wenn man den Angeboten im Supermarkt und den Trends der Ernährungsindustrie glauben darf immer wichtiger. Trotzdem entwickelt sich die Anzahl Menschen die als zu dick oder sogar als fettleibig gelten ständig zu.

Laut dem Europäischen Gesundheitsbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten im aktuellen Jahr in Deutschland 50 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer als übergewichtig. Als fettleibig gelten nach der WHO-Definition Personen mit einem Body Mass Index (BMI) ab 30. Dies trifft in Deutschland auf 25 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen zu. Im europäischen Weltweit sieht die Entwicklung vergleichbar aus. Laut der WHO waren 2010 56 Prozent aller Menschen zu schwer, 2016 waren es dann schon 59 Prozent. Auch die Anzahl der unter Fettleibigkeit leidenden Personen hat sich im selben Zeitraum von 20,8 auf 23,3 Prozent erhöht.

Welche Fehler trotz des Fitness-Booms, gesunder Ernährung und professioneller Hilfe durch Online-Abnehm-Angebote den Gewichtsverlust verhindern und welche Diät langfristigen Erfolg bringt, erklärt eine Metastudie der Harvard Medical School. Personen denen das Abnehmen schwer fällt, sollten daher die folgenden Punkte beachten.

Glutamat in Fertiglebensmitteln

Der Geschmacksverstärker Glutamat wird in fast allen Fertigmahlzeiten verwendet, deren Konsum laut statista von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2017 angestiegen ist. Darunter fallen auch Fertiggerichte, die auf den ersten Blick gesund erscheinen. Die Lebensmittelindustrie kann so nicht nur kostengünstig den Geschmack verbessern, sondern auch beim Verzehren der Speisen den Hunger der Kunden steigern und so ihren Absatz ankurbeln.

Da Glutamat das Sättigungsgefühl im Gehirn blockiert, sehen viele Ernährungsexperten den Geschmacksverstärker als eine der zentralen Gründe für die Zunahme von Übergewicht und Problemen beim Abnehmen. Außerdem unterdrückt Glutamat die Ausschüttung eines Hormons das die Fettverbrennung beeinflusst. Die Kombination von mehr Hunger bei gleichzeitig geringerer Fettverbrennung macht langfristiges Abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt praktisch unmöglich.

Menschen die abnehmen wollen sollten deshalb versuchen auf den Konsum von Glutamat möglichst zu verzichten. Der Geschmacksverstärker wird von der Lebensmittelindustrie oft nicht klar deklariert. Neben dem Namen Glutamat verbirgt sich auch hinter den E-Nummern 620 bis 625 sowie den Begriffen Würze, Aroma, Hefeextrakt, gekörnte Brühe sowie Nährhefe oft der problematische Geschmacksverstärker. Stattdessen eignen sich möglichst unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Gemüse, mageres Fleisch und Fisch, die selbstzubereitet eine gesunde Basis für eine erfolgreiche Diät bilden können.

Ballaststoffarme Ernährung

Ein zweites Problem das sich aus dem steigenden Verzehr von Fertiglebensmitteln ergibt ist ein Mangel an Ballaststoffen. Ballaststoffe sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die die Darmperistaltik aktivieren und damit eine schnelle Verdauung fördern, die wiederum bei der Gewichtsabnahme helfen kann.

Weitere positive Aspekte einer ballaststoffreichen Ernährung ist verlangsamte Kohlenhydratverwertung. Der Körper bekommt so weniger Glukose über das Blut zugeführt, die ansonsten bei einem Überschuss in Fett umgewandelt werden würde, damit sie gespeichert werden kann. Außerdem blockieren Ballaststoffe die Ausschüttung fettverbrennender Enzyme (Lipasen) und sorgen damit dafür, dass ein Teil der Fette nicht durch den Körper aufgenommen, sondern unverdaut ausgeschieden wird.

Lebensmittel mit hohem Ballaststoffanteil wie Gemüse, Saaten (Sesam, Leinsamen), Nüssen, Obst, Kernen (Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne) und Vollkornprodukte sollten deshalb einen großen Anteil im Ernährungsplan übergewichtiger Personen einnehmen. Alternativ können Ballaststoffe auch über Nahrungsergänzungsmittel ergänzt werden. Dazu eignet sich beispielsweise Konjakpulver.

Süßstoff statt Zucker

Das der Verzicht auf Zucker und der Ersatz durch künstliche Süßstoffe sich negativ auf die Gewichtsabnahme auswirken kann, klingt paradox. Light-Produkte mit geringem Zuckeranteil, die stattdessen Süßstoffe wie Sucralose, Aspartam oder Saccharin enthalten können diesen Effekt jedoch haben.

Mehrere unabhängig voneinander durchgeführte Studien haben inzwischen belegt, dass der Konsum von Süßstoffen die Gewichtszunahme fördert. Die Wissenschaft konnte den Grund dafür allerdings noch nicht zweifelsfrei beweisen. Eine mögliche Erklärung ist jedoch, dass der Körper auf den süßen Geschmack mit der Annahme reagiert Zucker zu erhalten und deshalb Insulin ausschüttet, was wiederum dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel absinkt und der Körper neuen Zucker über eine Heißhungerattacke verlangt. Eine zweite in der Wissenschaft diskutierte Möglichkeit wieso Süßstoffe das Abnahmen erschweren könnten, ist eine dauerhafte Veränderung des Stoffwechsels, der ebenfalls eine höhere Nahrungsaufnahme zur Folge hat und somit dem Wunsch abzunehmen entgegensteht.

Süßstoffe haben also je nach Studie entweder einen Anstieg des Insulinspiegels zur Folge, der die Verbrennung von Fett verlangsamt und stattdessen die Einlagerung in den Fettzellen fördert oder einen Anstieg der Körpertemperatur, die wiederum dafür verantwortlich ist, dass die Verdauungsorgane ihre Arbeit aufnehmen. Da der Stoffwechsel jedoch trotz des süßen Geschmacks keinen zu verarbeitenden Zucker erhält, reagiert er langfristig darauf, indem er beim Konsum süßer Speisen den Stoffwechsel nicht mehr startet, da er daran gewöhnt wurde, dass ein süßer Geschmack nicht mehr mit Kalorien die es zu verarbeiten gilt in Verbindung gebracht werden kann.

Es ist daher festzuhalten, dass Personen die abnehmen möchten darauf verzichten sollten Süßstoffe zu sich zu nehmen. Langfristige Effekte können nach Meinung der Wissenschaft und Erfahrungen von Ernährungsexperten nur dann erzielt werden, wenn beispielsweise Cola anstatt durch Cola Light durch Wasser ersetzt wird. Ansonsten werden die durch den Verzicht auf Zucker eingesparten Kalorien durch das Ersetzen durch Süßstoff und die daraus folgenden Heißhungerattacken mehr als nur ausgeglichen.

Schilddrüsenprobleme

Schilddrüsenprobleme gehören in Deutschland zu den größten Volkskrankheiten. Die Schilddrüse reguliert die Stoffwechselvorgänge, indem sie die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) produziert und ausschüttet.

Menschen die abnehmen wollen, damit aber trotz richtiger Ernährung und ausreichen Sport Probleme haben, sollten deshalb überprüfen lassen, ob sie unter einer bisher nicht entdeckten Schilddrüsenunterfunktion leiden. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann dafür sorgen, dass der Energiebedarf sinkt, weil der Körper im "Sparmodus" läuft. Als Folge dessen nehmen Menschen trotz eines eigentlich vorhandenen Kaloriendefizits nicht oder nur sehr langsam ab.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann an folgenden Symptomen erkannt werden:

  • Gewichtszunahme obwohl nicht übermäßig viel gegessen wird
  • Antriebsschwäche und ständige Müdigkeit
  • Verlangsamung des Herzschlags
  • Niedriger aber auch zu hoher Blutdruck
  • Deutlich zu hohe Cholesterinwerte
  • Ständige Verstopfungen
  • Schmerzen während der Regel
  • Trockene Nägel, Haut und Haare
  • Schlechter und oft unterbrochener Schlaf

Wirkliche Sicherheit kann jedoch nur eine Untersuchung beim Endokrinologen bringen. Dabei sollten die Werte des freien Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) und TSH überprüft werden.

Das Hormon TSH wird bei gesunden Menschen ausgeschüttet, wenn der Schilddrüsenhormonspiegel im Körper sinkt. Die Schilddrüse soll dadurch angeregt werden vermehrt die Hormone T3 und T4 zu produzieren. Ein sehr hoher TSH-Wert deutet daraufhin, dass die Schilddrüse dies nicht tut und dass dadurch das Gehirn ständig mehr des TSH-Hormons ausschüttet.

Ein normaler TSH-Wert liegt der Ansicht vieler Ärzte nach zwischen 0,3 und 4,2. Oft liegt aber schon bei einem TSH-Wert von 1,0 eine Unterfunktion vor.

Darmflora

Die Untersuchung der Darmflora von adipösen Menschen hat ergeben, dass eine andere Zusammensetzung besteht als bei normal und untergewichtigen Personen. Die Darmflora kann daher auch ein Grund seien, wieso Übergewichtige trotz Sport und guter Ernährung ihre Pfunde nicht verlieren können.

Dieses Problem kann durch die Einnahme probiotischer Bakterienstämme reguliert werden, die dem Übergewichtigen dabei helfen die Darmflora zu verändern und damit das Abnehmen deutlich zu vereinfachen Eine Studie zeigte, dass Frauen die zusätzlich zu einer Diät auch ein Probiotikum nahmen ihr Gewicht doppelt so schnell abbauen konnten, wie die Kontrollgruppe die auf das Probiotikum verzichten musste.

Eine Untersuchung eines Facharztes sollte auch hier jedoch vor Einnahme des Probiotikum durchgeführt werden, um festzustellen, ob wirklich Probleme mit der Darmflora vorliegen oder ob die bisherigen Bemühungen Gewicht zu verlieren einfach nicht ausreichen waren.

Medikamenteneinnahme

Eine Studie der Harvard University, die Gründe dafür untersucht hat wieso Menschen dick werden oder kaum abnehmen können, hat gezeigt, dass zahlreiche Medikamente ebenfalls dafür verantwortlich seien können. Darunter fallen neben verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auch eine große Gruppe frei verkäuflicher Medikamente, die von einer Vielzahl von Menschen ohne Erwartung dieser Nebenwirkungen konsumiert wird.

Personen die die folgenden Medikamente einnehmen, sollten daher mit ihrem Arzt klären, ob das Arzneimittel ein Grund für ihre geringen Erfolge beim Annehmen seien könnte:

  • Neuroleptika
  • Antidepressive
  • Migränemittel
  • Die Pille
  • kortisonhaltige Medikamente
  • cholesterinsenkende Medikamente
  • blutzuckersenkende Medikamente
  • Betablocker

Es ist möglich, dass die Einnahme dieser Medikamente den Energiestoffwechsel verlangsamt, damit die Fettverbrennung reduziert und so die erhöhte Speicherung von Fett verursacht. Außerdem können die Medikamente dazu führen, dass der Körper vermehrt Wassereinlagerungen bildet und der Appetit durch eine Veränderung der Hormonausschüttung deutlich zunimmt.

In vielen Fällen kann ein Arzt ein Medikament, das sich negativ auf das Abnehmen auswirkt, durch eine Alternative ersetzen.

Hormonstörung

Ein weiteres in Deutschland oft auftretendes Problem sind hormonelle Störungen, die ebenfalls zur Gewichtszunahmen führen können. Menschen die ihr Gewicht trotz großer Anstrengungen nicht reduzieren können, sollten daher von einem Arzt neben ihrer Schilddrüsenfunktion und der Darmflora sowie eventuell eingenommener Medikamente auch ihren Hormonspiegel untersuchen lassen, um festzustellen ob hier Probleme vorliegen, die das Gewicht negativ beeinflussen können.

Ein Mangel der Hormone Östrogen, Progesteron oder Testosteron sorgt nicht nur dafür, dass das Gewicht zunimmt, sondern verändert auch die Stellen im Körper an denen das überschüssige Fett eingelagert wird. Anstatt einer gleichmäßigen Verteilung sammelt sich Fett bei Menschen mit hormonellen Problemen oft am Bauch oder Gesäß.

Ein zu hoher Östrogenspiegel sorgt dafür, dass der Körper zu viel Fettzellen neu aufbaut. Außerdem sorgt das Hormon für starke Wassereinlagerungen und vermindert die Aktivität der Schilddrüsenhormonproduktion, die wiederum für die Regulierung des Stoffwechsels von zentraler Bedeutung ist. In Kombination sorgen diese Faktoren für eine schnelle Zunahme des Gewichts.

Ähnlich sieht es beim Hormon Progesteron aus, das die Fettverbrennung reguliert und dafür sorgt, dass ein gesunder Insulinspiegel vorliegt. Mangelndes Progesteron sorgt dafür, dass die Insulinproduktion zu schnell läuft, was wiederum einen permanent erhöhten Insulinspiegel zur Folge hat. Die Regulierung der Fettverbrennung durch das Insulin kann dann nicht mehr korrekt erfolgen.

Auch der Testosteronspiegel kann einen großen Einfluss darauf haben, dass das Abnahmen so schwer fällt. Testosteron reguliert unteranderem die Freisetzung der Körperfette. Menschen mit zu geringem Testosteron haben einen zu niedrigen Fettabbau, der sich besonders am Bauch optisch schnell bemerkbar macht.

Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten

Das letzte große Problem das das Abnahmen verhindert sind Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien, die dafür sorgen können, dass Entzündungen im Körper entstehen. Dies ist besonders problematisch, weil diese Entzündungen oft nicht wahrgenommen werden und die Lebensmittelunverträglichkeiten daher nicht erkannt werden.

Ausgelöst durch die Entzündungen wird im Körper das Protein TNF-alpha übermäßig produziert. Als Folge dessen kann der Körper Glukose nicht mehr im gewohnten Umfang verwehrten und es kann im schlimmsten Fall eine Diabetes Typ-2 daraus entstehen. Sehr viel häufiger kommt es jedoch zu Problemen mit der Magenschleimhaut, deren Reizung zu häufigen Hungerattacken führen kann, die das Abnehmen auf lange Sicht unmöglich machen.

Da eine große Anzahl unterschiedlicher Lebensmittel diese Reaktion auslösen kann, hilft auch hier nur der Gang zum Arzt um wirkliche Sicherheit zu erhalten. Außerdem kann auch eine Entgiftung und Reinigung des Darms helfen die Entzündung zu lindern. Dies kann durch die Einnahme von Probiotika, die vorher ärztlich abgeklärt werden sollte, noch unterstützt werden.

Spannend & Interessant
VGWortpixel