Buronius manfredschmidi

11,62 Millionen Jahre alte Primatenart im Allgäu entdeckt

 Robert Klatt

Backenzähne der beiden Menschenaffen )negnibüT tätisrevinU-slraK-drahrebEreblihnietS dlohtreB(Foto: © 

Menschenaffen mit Ausnahme des modernen Menschen (Homo sapiens) leben heute nur in tropischen Regionen. Im heutigen Allgäu wurden Fossilien einer Primatenart entdeckt, die dort vor etwa zwölf Millionen Jahren, als es deutlich wärmer war, lebte.

Tübingen (Deutschland). Menschenaffen leben mit Ausnahme des modernen Menschen (Homo sapiens) heute nur noch in den tropischen Regionen. Im Tertiär, einer Epoche der Erdgeschichte, lebten vor etwa zwölf Millionen Jahren auch im heutigen Europa noch unterschiedliche Menschenaffen, von denen die Wissenschaft bisher 15 identifiziert hat. Nun haben Forscher der Eberhard-Karls-Universität Tübingen um Madelaine Böhme eine weitere Menschenaffenart identifiziert.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLoS ONE wurden die Fossilien des Buronius manfredschmidi in der Allgäuer Tongrube „Hammerschmiede“ entdeckt, wo 2019 bereits Fossilien der Menschenaffenart Danuvius guggenmosi gefunden wurden. Die neuentdeckte Primatenart wog laut den Fossilien nur etwa zehn Kilogramm und war kleiner als der nur einen Meter große Danuvius guggenmosi. Die Knochen lassen darauf schließen, dass der Buronius manfredschmidi gut klettern konnte und hauptsächlich in Bäumen gelebt hat. Datierungen der Fossilien zeigen, dass der Buronius manfredschmidi vor etwa 11,62 Millionen Jahren im heutigen Allgäu gelebt hat.

Kleine bekannte Menschenaffenart

Die Fossilien des Buronius manfredschmidi wurden bereits 2011 und 2017 entdeckt, aber erst kürzlich der zuvor unbekannten Primatenart zugeordnet. Nachdem in derselben Region die Menschenaffenart Danuvius guggenmosi entdeckt wurde, haben die Forscher die Fossilien des Buronius manfredschmidi genauer untersucht.

„Die Funde haben uns schon damals Hinweise gegeben auf einen Affen, aber wir haben sie erst einmal beiseite gelegt.“

Laut Böhme waren die Wissenschaftler vor allem von der geringen Größe der zwei Zähne und der Kniescheibe überrascht. Sie gingen deshalb anfangs davon aus, dass die Überreste von einer Affenart und nicht von einem Hominiden stammen.

„Wir kennen keinen kleineren Hominiden. Es ist der kleinste Hominide.“

Unterschiedliche Lebensweisen der Primaten

Überdies ist es ungewöhnlich, dass sich die zwei Primatenarten Danuvius guggenmosi und Buronius manfredschmidi ihren Lebensraum geteilt haben. Sie gehen deshalb davon aus, dass die beiden Arten Lebensweisen hatten, die sich stark unterschieden und deshalb kaum in Konkurrenz zueinanderstanden. Die Dicke des Zahnschmelzes zeigt, dass Danuvius guggenmosi ein Allesfresser war und Buronius manfredschmidi sich fast nur von Blättern ernährt hat.

„Die Vermutung ist: Buronius lebte oben in den Bäumen, der zweibeinige Danuvius verließ eher seine Bäume und durchstreifte ein weiteres Gebiet auf Nahrungssuche.“

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Allgäu während des Miozäns ein Mischwald aus Buchen, Birken, Erlen, Kiefern und anderen Bäumen bestand. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag bei etwa 20 Grad. Im Winter haben die Bäume trotzdem ihre Blätter verloren, was Buronius manfredschmidi dazu gezwungen hat, eine Notnahrung aus alten Blättern, Borken und Ameiseneiern zu fressen.

PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0301002

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