Robert Klatt
Eine Ausgrabung in Israel zeigt, dass die Natufien-Kultur bereits vor etwa 13.000 Jahren Bier hergestellt hat. Es handelt sich dabei um den ältesten Beleg für menschengemachten Alkohol.
Stanford (U.S.A.). Bier gehört laut einer Reihe von archäologischen Ausgrabungen zu den ältesten Kulturgütern des Menschen. Die bisher ältesten Zeugnisse der Braukunst aus China besitzen laut einer Veröffentlichung im wissenschaftlichen Journal PNAS ein Alter von etwa 5.000 Jahren. Außerdem gibt es Belege darüber, dass auch die Sumerer im südlichen Mesopotamien vor rund 4.000 Jahren Bier konsumierten. Jüngere Funde zeigen überdies, dass im Süden Ägyptens Bier vor etwa 2.000 Jahren als Medikament eingesetzt wurde und dass auch die Gallier im frühen Frankreich vor etwa 2.500 Jahren Bier herstellten.
Archäologen der Stanford University haben nun bei Ausgrabungen in den Rakefet-Höhlen in Israel noch deutliche ältere Spuren des Brauens entdeckt. Laut des Artikels im Journal of Archaeological Science wurden in den Höhlen, die sich im Karmel-Gebirge befindet, Überreste der Natufien-Kultur gefunden, die zeigen, dass es eine Vorstufe des heutigen Brauens bereits vor etwa 13.000 Jahren gab.
Dani Nadel, Co-Autor von der Universität Haifa erklärt, dass „die Natufien-Relikte in der Rakefet-Höhle nicht aufhören die Archäologie zu überraschen.“ Insgesamt haben die Wissenschaftler in den Höhlen 30 Gräber freigelegt und dabei unterschiedliche Grabbeigaben wie Tierknochen, Mahlsteinen und Feuersteinwerkzeuge gefunden. Das besondere Interesse galt jedoch den rund 100 ausgegrabenen Steinmörsern und Schalen.
Eine detaillierte Untersuchung von drei dieser Gegenstände zeigte Pflanzenrückstände, die darauf schließen lassen, dass die Natufien-Kultur die Mörser zur Herstellung von Bier-Inhaltsstoffen nutzte. Laut den Wissenschaftlern „ist dies das früheste archäologische Zeugnis für getreidebasiertes Bierbrauen – und der älteste Beleg für menschengemachten Alkohol.“ Genutzt wurde dafür laut den Archäologen Wildgetreide.
Im Gegensatz zu heute vermuten die Wissenschaftler, dass das Bier nicht als Alltagsgetränk, sondern während ritueller Festen wie beispielsweise Totenfeiern getrunken wurde. Laut Li Liu „spricht diese Entdeckung dafür, dass die Herstellung von Alkohol kein bloßer Nebeneffekt eines landwirtschaftlichen Überflusses an Getreide war.“ Bierbrauen wurde stattdessen wahrscheinlich aus rituellen Zwecken noch vor der Erfindung der Landwirtschaft entwickelt.
Eine anschließende Analyse der Stärkekörnchen in der Pflanzenresten zeigte nach welchem Rezept in der Steinzeit das Bier gebraut wurde. Genutzt wurde von den Natufien-Menschen ein dreistufiger Prozess. Anfangs ließen sie Getreide in Wasser keimen und trockneten es dann wieder vollständig. Das Endprodukt dieser Stufe war Malz. Danach wurde das Malz in Steinmörsern zerkleinert und erhitzt. Im letzten Schritt wurde das so erzeugte Grundmaterial mit Wasser in Gefäßen fermentiert, was einen alkoholhaltiger Sud erzeugte.
Laut den Wissenschaftlern hat das Endprodukt nur geringe Ähnlichkeiten mit dem heute getrunkenem Bier. Dies liegt vor allem daran, dass die Natufien neben Getreide noch weitere Pflanzen nutzten. Auch die Konsistenz soll eher an einen Brei als ein Getränk erinnert haben.
Journal of Archaeological Science, doi: 10.1016/j.jasrep.2018.08.008