Robert Klatt
In der Adria wurde mithilfe von Satellitenaufnahmen eine steinzeitliche Steinstraße entdeckt. Die etwa 7.000 Jahre alte Straße hat eine künstliche Siedlungsinsel mit dem Festland verbunden.
Zadar (Kroatien). Im Mittelmeerraum hat die Archäologie zahlreiche spektakuläre Funde gemacht, darunter ein 2.000 Jahre altes Wrack der Römer und Nachweise für die Weinproduktion auf Sizilien unter islamischer Herrschaft. Wissenschaftler der Universität Zadar um Mate Parica haben nun eine neolithische Straßenstrukturvor der Küste der kroatischen Insel Korčula entdeckt. Die großen, präzise aneinandergereihten Steinplatten formen einen gepflasterten Pfad mit einer Breite von vier Metern. Derzeit unter vier bis fünf Metern Meerwasser verborgen, verläuft diese einzigartige Straße vom Inselufer zu Soline, einer versunkenen prähistorischen Siedlung, deren Existenz erst kürzlich bestätigt wurde.
Entdeckt wurde die Straße aus der Steinzeit bei der Analyse von Satellitenbildern. Parica bemerkte dabei ungewöhnliche geometrische Muster am Meeresboden. Um diese Formationen genauer zu untersuchen, wurden mehrere Tauchexpeditionen durchgeführt, die die Existenz der Steinpflaster bestätigen. Nach eingehenden Untersuchungen und Datierungen, scheint die Straße um das Jahr 4900 v. Chr. erbaut worden zu sein.
Der vor Korčula gefundene Pfad wurde wahrscheinlich von Mitgliedern der Hvar-Kultur errichtet, die auch für die Errichtung der künstlichen Insel Soline und ihrer Siedlung verantwortlich waren. Derartige künstliche Inseln, die in Seen oder an flachen Küsten aufgetürmt wurden, waren in verschiedenen neolithischen Kulturen verbreitet. Ähnliche Bauwerke wurden auch auf den schottischen Hebriden von Archäologen aufgedeckt. Dort wurden diese künstlichen Inseln oft für rituelle Zwecke genutzt. Die Inseln vor Korčula könnten jedoch als gesicherte Wohngebiete gedient haben.
Im Zuge der gegenwärtigen Untersuchungen entdeckten Parica und sein Team eine zusätzliche künstliche Insel auf der gegenüberliegenden Seite von Korčula in der Bucht von Gradina. Auch hier waren ungewöhnliche Formationen am Meeresgrund der Auslöser. Weiterführende Studien durch Unterwasserarchäologen enthüllten, dass es sich um eine weitere versunkene Siedlungsinsel handelt, die der von Soline sehr ähnlich ist. Die Gruppe entdeckte dort neben Gebäuderesten auch neolithische Artefakte wie Feuersteinschneiden, Steinbeile und Bruchstücke von Mühlsteinen.