13.000 Jahres alte Landschaft

Älteste topografische Karte der Welt entdeckt

 Robert Klatt

13.000 Jahre alte dreidimensionale Karte )edialedA fo ytisrevinUyrihT dradéM(Foto: © 

In der Nähe von Paris wurde die älteste bekannte topografische Karte der Welt entdeckt. Menschen haben die dreidimensionale Karte, die ein Landschaftsmodell mit Flüssen, Hügeln und Tälern zeigt, vor rund 13.000 Jahren in den Sandstein geritzt.

Adelaide (Australien). Ein etwa 9.000 Jahre altes Wandbild aus der Steinzeitstadt Çatalhöyük gilt als eine der ältesten bekannten Karten. In der Archäologie ist es jedoch umstritten, ob die Abbildung, die einem Stadtplan ähnelt, tatsächlich eine Karte ist. Ein 4.000 Jahre alter Steinblock aus der Bretagne, der die Flüsse in der Umgebung zeigt, gilt hingegen zweifelsfrei als Karte.

Nun haben Forscher der University of Adelaide eine noch deutlich ältere Karte in der Grotte Ségognole 3 in der Nähe von Paris entdeckt. Dieser Felsunterstand war bereits zuvor aufgrund einer Darstellung mit zwei Wildpferden und einer Frau bekannt, die dort vor etwa 13.000 Jahren in den Sandstein geritzt wurden.

Boden bildet topografische Karte

Laut der Publikation im Oxford Journal of Archaeology haben die Menschen zudem in den Boden der Grotte eine topografische Karte eingeritzt. Die dreidimensionale Bearbeitung des Sandsteins zeigt Flüsse, Hügel und Täler der Region.

„Unsere Analysen zeigen, dass die Steinzeitmenschen den Sandstein so formten, dass das Regenwasser spezifischen Wegen folgte – das ist etwas nie zuvor in der Archäologie dokumentiertes.“

Die Forscher erklären, dass ihr Fund die älteste bekannte 3D-Karte der Welt ist.

„Es handelt sich nicht um eine Karte im heutigen Sinne mit Entfernungsangaben, Richtungen und Reisezeiten, sondern um eine dreidimensionale Miniatur, die die Struktur einer Landschaft zeigt – vom Wasserabfluss aus den Hochebenen in Flüsse und Ströme, den Verbindungen zwischen Tälern sowie der Bildung von Seen und Sümpfen im Flachland.“

Laut den Wissenschaftlern enthält die topografische Karte alle landschaftlichen Merkmale, die für Menschen in diesem Zeitalter entscheidend zum Überleben waren.

„Für die Menschen der Altsteinzeit waren die Richtung des Wasserflusses und die Formen der Landschaft wahrscheinlich viel wichtiger als moderne Konzepte wie Entfernung und Zeit.“

Außerdem halten es die Entdecker der Karte für denkbar, dass diese nicht nur die Landschaft zeigen sollte, sondern auch eine mystische Bedeutung hatte, weil sie in der Nähe der in den Sandstein geritzten Frauenfigur platziert wurde.

„Die Frauenfigur mit sexueller Konnotation und die Miniaturlandschaft liegen nur zwei bis drei Meter voneinander entfernt. Sicherlich sollten sie ihren Betrachtern einst auch den fundamentalen Zusammenhang von Leben und Natur vermitteln.“

Wie die Wissenschaftler erklären, eröffnet die dreidimensionale Karte von Ségognole 3 neue Möglichkeiten, die handwerklichen Fähigkeiten der Steinzeitmenschen und ihre Gedanken nachzuvollziehen.

„Diese herausragende Entdeckung zeigt klar, welche mentalen Fähigkeiten, Vorstellungskraft und Ingenieursfertigkeiten unsere frühen Vorfahren besaßen.“

Oxford Journal of Archaeology, doi: doi: 10.1111/ojoa.12316

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