Robert Klatt
Die Erfindung des Buchdrucks hat zur Verbreitung von Ideologien beigetragen und damit die organisierte Hexenverfolgung in Europa gefördert. Besonders einflussreich war das Handbuch Malleus maleficarum, das auch als Hexenhammer bekannt ist.
Santa Fe (U.S.A.). Der im 15. Jahrhundert erfundene, moderne Buchdruck gilt als einer der Meilenstein der Menschheitsgeschichte und als Beginn der Neuzeit. Forscher des Santa Fe Institute (SFI) haben nun eine Studie publiziert, laut der der Buchdruck auch eine sehr negative Seite hatte. Die einfachere Verbreitung von Ideen durch den Buchdruck hat demnach dazu geführt, dass die Hexenverfolgung in Europa intensiver wurde und sich über weitere Regionen ausgebreitet hat.
Laut der Publikation im Fachmagazin Theory and Society wurden in Europa zwischen 1450 und 1750 etwa 90.000 Menschen verfolgt und etwa 45.000 Menschen hingerichtet. Der sogenannte Hexenwahn ist aber plötzlich aufgetreten, obwohl in der Bevölkerung der Glaube an Hexerei bereits Jahrhunderte davor weitverbreitet war.
„Doch die Hexenjagd im großen Maßstab tauchte eher abrupt auf, verbreitete sich weit und war im Vergleich zur Vergangenheit auffällig brutal.“
Wie die Autoren erklären, gibt es mehrere potenzielle Auslöser für die plötzliche Zunahme der Hexenverfolgung, darunter religiöser Fanatismus, Seuchen, Kriege und die daraus resultierende Suche nach Schuldigen. Es ist jedoch sehr auffällig, dass die Erfindung des Buchdrucks und der Beginn der organisierten Hexenjagd zeitlich nahezu parallel abgelaufen sind.
„Der Beginn des Druckwesens war für die Verbreitung der Hexenverfolgung entscheidend.“
Laut den Forscher zeigt dies deutlich, dass der Buchdruck bei der Ausbreitung neuer Ideologien geholfen hat und dass Handbücher zur Hexenjagd dazu geführt haben, dass die Hexenverfolgung von vielen Menschen und nicht nur von einzelnen Theologen und Inquisitoren durchgeführt wurde.
Die Studie zeigt, dass das Handbuch Malleus maleficarum, das auch als Hexenhammer bekannt ist, den höchsten Einfluss auf die Hexenverfolgung in Europa hatte. Der Hexenhammer wurde vom Dominikaner und Inquisitor Heinrich Kramer in den 1480er-Jahren publiziert und enthielt eine Kombination von Theorien und praktischen Anleitungen zur Hexenverfolgung, darunter Methoden zur Untersuchung und Befragung. Bis zum 17. Jahrhundert wurde das Buch in mehreren Ausgaben neuveröffentlicht. Wie die Forscher erklären, war der Buchdruck aber nicht der Auslöser der Hexenverfolgung, sondern hat nur das Ausmaß erhöht.
„Der Einfluss des Buchs strahlte in Wellen aus. Nach einer neuen Druckserie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es eine weitere Welle von durch das Buch inspirierten Verfolgungen Die lokalen Behörden von Trier nutzten es in den frühen 1580er-Jahren ausdrücklich, um ihre Prozesse zu begründen und abzuhalten. Die lokalen Behörden von Trier nutzten es in den frühen 1580er-Jahren ausdrücklich, um ihre Prozesse zu begründen und abzuhalten.“
Theory and Society, doi: 10.1007/s11186-024-09576-1