Blonde Nordmänner?

DNA-Analyse zeigt vielfältige Herkunft der Wikinger

Robert Klatt

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Das Klischee des blonden Wikingers aus Skandinavien ist falsch. Neue DNA-Analysen zeigen eine gemischte Gruppe, der Menschen aus vielen Regionen Europas und sogar Asiens angehörten.

Cambridge (England). In die europäische Geschichte sind Wikinger vor allen als kriegerische, seefahrende Gruppen eingegangen, die mit ihren schnellen Schiffen fremde Küstenstädte überfallen haben. Die Personengruppe aus dem heutigen Skandinavien hat aber auch ein großes Netz von Handelszentren und Handelsrouten unterhalten, über das die Wikinger ihre Religion, Sprache und Technologien über den Nord- und Ostseeraum und sogar bis nach Grönland und Nordamerika exportierten und die Entwicklung dieser Regionen damit entscheidend prägten.

Das Klischee eines Wikingers entspricht einem großen Mann mit blonden Haaren aus skandinavischer Abstammung. Neue Entdeckungen der Archäologie haben in den letzten Jahren aber Indizien dafür geliefert, dass es sich bei den Wikingern nicht wie lange angenommen um eine homogene Gruppe handelt. Gefunden wurde unter anderem ein Wikinger mit arabischen Schriftzeichen auf seinen Grabbeigaben und eine Wikingerin mit slawischer Abstammung, die sehr wahrscheinlich aus dem südlichen Baltikum stammte.

DNA von 422 Wikinger analysiert

Wissenschaftler der Universität Cambridge und der Universität Kopenhagen um Eske Willerslev haben um die Herkunft der Wikinger zu bestimmen nun DNA aus 422 Wikingergräbern analysiert. Die Gräber verteilten sich von Russland über Mittel- und Nordeuropa bis nach Grönland. Als Vergleichsbasis nutzten die Forscher DNA-Analysen verschiedener europäischer Völker von der Bronzezeit bis heute.

Laut den Ergebnissen der im Fachmagazin Nature publizierten Studie ist das bisherige Klischee eines Wikingers falsch. In der DNA fanden die Wissenschaftler neben den erwarteten neben skandinavischen Genen auch Anteile von Menschen aus dem Baltikum und Mitteleuropa sowie von nahöstlichen Bauern und sogar von bronzezeitlichen Steppenreitern aus Zentralasien. Wie Willerslev erklärt „verändert die Studie das Bild der Wikinger damit deutlich.“

Braunhaarige Wikinger mit vielfältiger Herkunft

„Die meisten Wikinger waren nicht blond, sondern hatten braune Haare und waren von genetischen Einflüssen geprägt, die von außerhalb Skandinaviens stammten“, sagt Willerslev. Als Beispiel nennt Willerslev Wikingergruppen aus Südschweden, die sich deutlich von den typischen Nordmännern unterschieden und eng mit Langobarden aus Ungarn verwandt waren. Andere Wikinger aus Nordnorwegen sind hingegen mit den Samen, einem indigenen Volk im Norden Fennoskandinaviens, verwandt. Willerslev konstatiert somit, dass „die Ergebnisse den gängigen Annahmen darüber, wer die Wikinger waren widersprechen und dass man die Geschichtsbücher entsprechend ändern müssen wird.“

Nature, doi: 10.1038/s41586-020-2688-8

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