Robert Klatt
In der Sahura-Pyramide wurden geheimnisvolle Räume entdeckt, die bei der vorherigen Restaurierung übersehen wurden. Die Kammern erlauben neue Erkenntnisse über den Pyramidenbau.
Würzburg (Deutschland). Die Sahura-Pyramide, etwa 25 km südwestlich von Kairo gelegen, gehört zum UNESCO-Welterbe und ist knapp 25 Jahre jünger als die Pyramiden von Gizeh. Sie wurde für den zweiten König der fünften Dynastie, Sahure, errichtet, der von 2490 bis 2475 v. Chr. regierte. Mit 47 Metern Höhe und einer Grundfläche von 78,75 Metern setzte sie Standards in der ägyptischen Baukunst. Obwohl der Pyramidenkomplex bereits seit Jahrzehnten im Fokus der Archäologie besteht, besitzt er noch immer Geheimnisse.
Ein Team der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) unter Leitung von Mohamed Ismail Khaled hat nun die Sahura-Pyramide erneut intensiv erforscht. Sie stabilisierten dazu das beschädigte Bauwerk und erschlossen bisher unzugängliche Grabkammern. Dabei legten sie den Grundriss der Vorkammer frei und setzten neue Stützmauern ein.
Während ihrer Untersuchungen entdeckten Khaled und sein Team Hinweise auf einen bisher umstrittenen Gang. Schon 1836 hatte der britische Ägyptologe John Perring diesen Gang während einer Ausgrabung erkannt. Er berichtete, dass der Gang durch Verfall und Schutt nicht begehbar war und möglicherweise zu Lagerräumen führte. Fast ein Jahrhundert später, 1907, untersuchte Ludwig Borchardt, ein deutscher Ägyptologe, die Pyramide erneut und zweifelte an Perrings Annahmen. Viele Fachleute teilten Borchardts Skepsis.
Khaleds jüngster Fund wirft jedoch ein neues Licht auf die Sache. Sie konnten den Gang freilegen und dahinter insgesamt acht Lagerräume identifizieren. Obwohl einige Teile, wie die Decke und der Originalboden, erheblich beschädigt sind, konnten noch Überreste der ursprünglichen Wände und Bodenfragmente identifiziert werden. Khaled und sein Team vermuten, dass diese Räume einst königliche Grabbeigaben beherbergten.
Das Archäologenteam setzte die Räume vorsichtig instand, sodass diese sowohl für die Wissenschaft als auch für potenzielle Besucher offenbestehen. Mittels moderner 3D-Lasertechnik führten sie mehrfache Vermessungen durch, die eine detaillierte Darstellung der Pyramide, von den großflächigen äußeren Teilen bis zu den schmalen Korridoren und Innenräumen, ermöglichten. Diese Technik half ihnen auch, ihre Forschungsschritte zu protokollieren.
Dank dieser Entdeckungen hat sich das Wissen über die Bauweise und das Innere der Pyramide erweitert. Diese Befunde beleuchten zudem andere ägyptische Pyramiden in einem neuen Kontext. Die Wissenschaftler beschreiben dies als einen prägnanten Fortschritt in der Deutung der historischen Relevanz der Sahura-Pyramide. Die dort gefundenen Lagerräume geben Aufschluss darüber, wie die Pyramidenbauten in Ägypten über die Zeit hinweg entstanden sind.