Robert Klatt
Hochauflösende Klimadaten des römischen Kaiserreichs belegen, dass der Klimawandel in der Antike drei Pandemien ausgelöst hat.
Bremen (Deutschland). In seiner mehrere hundert Jahren andauernden Geschichte hat das römische Kaiserreich unterschiedliche klimatische Bedingungen erlebt. Historische Aufzeichnungen belegen überdies, dass in es in diesem Zeitraum drei der frühsten bekannten Pandemien der Menschheitsgeschichte gab, nämlich die Antoninische Pest (Jahre 165 bis 180), die Cyprianische Pest (Jahre 251 bis 266) und die Justinianische Pest (Jahre 541 bis 850).
Weil die Römer nur ungenaue Klimadaten aufgezeichnet haben, konnte die Wissenschaft bisher aber nicht untersuchen, ob zwischen den unterschiedlichen Klimaperioden und den drei Pandemien ein Zusammenhang besteht. Forscher des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften um Karin Sonnefeld haben deshalb die historischen Klimadaten mithilfe von Meeressedimenten aus dem Golf von Tarent rekonstruiert.
Laut der Publikation im Fachmagazin Science Anvances umfassen die Klimadaten des römischen Kernreichs den Zeitraum von 200 v.Chr. bis 600 n.Chr., also den Zeitraum vom Ende des zweiten Punischen Krieges bis zum Beginn der islamischen Eroberungen. Die Daten besitzen eine Auflösung von lediglich drei Jahren und liefern exakte Informationen zu den Temperaturen und den Niederschlagsmengen.
Die Forscher haben anhand der Klimadaten vier Klimaphasen des römischen Kernlands ermittelt. Das Römische Klimaoptimum mit einem warmen und stabilen Klima begann demnach im 2. Jahrhundert v.Chr. Ab dem Jahr 100 folgte eine kühle Phase, die ab dem Jahr 215 in ein stark schwankendes Klima mit kalten und trockenen Zeiten überging. 540 folgte dann eine kleine Eiszeit mit starken Kälteperioden. Laut den Klimadaten fielen die drei Pandemien der römischen Antike in Klimaphasen mit einer signifikanten Abkühlung. Die Antoninische Pest und Cyprianische Pest begannen während kurzen, aber starken Kältepulsen und die Justinianische Pest begann mit der kleinen Eiszeit.
Welche Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Klimawandel und den Pandemien besteht, ist noch unklar. Die Forscher sind aber überzeugt davon, dass es sich nicht um einen Zufall handelt. Laut ihnen ist es denkbar, dass der Klimastress soziale und biologische Faktoren innerhalb des römischen Kernreichs verändert hat, die wiederum die Krankheitsausbrüche begünstigt haben.
Science Anvances, doi: 10.1126/sciadv.adk1033