Robert Klatt
Eine versunkene Steinzeitbrücke in einem unterirdischen See auf Mallorca belegt, dass Menschen die Mittelmeerinsel deutlich frhüer bewohnt haben als bisher angenommen wurde.
Tampa (U.S.A.). Kreta, Zypern und viele andere Inseln im Mittelmeer werden bereits früh vom Menschen besiedelt. Die Archäologie hat entdeckt, dass Mallorca deutlich später besiedelt wurde. Es war bislang aber umstritten, wann die ersten Menschen auf der sechstgrößten Insel des Mittelmeers gelebt haben. Einige Knochen, die auf der Baleareninsel entdeckt wurden, wurden auf ein Alter von etwa 9.000 Jahren datiert. Spätere Analysen haben dieses Alters aber widerlegt. In der Forschung gilt es deshalb als gesichert, dass die ersten Menschen vor rund 4.400 Jahren die Insel besiedelt haben.
Forscher der University of South Florida (USF) um Bogdan Onac haben nun neue Erkenntnisse über die Besiedlung von Mallorca entdeckt, laut denen die ersten Menschen deutlich früher auf der Insel gelebt haben als bisher angenommen. Demnach wurde die Insel im westlichen Mittelmeer bereits relativ kurz nach der Besiedlung der übrigen großen Mittelmeerinseln von Menschen bewohnt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Communications Earth & Environment wurden auf Mallorca nur wenige archäologische Artefakte gefunden, deren Alter zudem aufgrund ihres schlechten Zustands nur ungenau bestimmt werden kann. Bisher war es deshalb nicht möglich, den Zeitpunkt der menschlichen Besiedlung exakt zu ermitteln. Eine überflutete Brücke, die die Forscher der USF in einer Höhle der Genovesa entdeckt haben, liefert einen neuen Beweis für frühere menschliche Aktivitäten auf der Insel.
„Die Existenz dieser versunkenen Brücke und anderer Artefakte weist auf ein hohes Maß an Aktivität hin, was darauf hindeutet, dass die frühen Siedler die Wasserressourcen der Höhle erkannten und strategisch Infrastruktur bauten, um diese zu nutzen.“
Die überflutete Brück besitzt auffällige Kalkablagerungen und ein helles Band, mit denen sich die historischen Meeresspiegelveränderungen und das Alter der Brückenkonstruktion nachvollziehen lassen.
Die Analyse der Kalbablagerungen und die Höhe eines Färbungsbandes zeigen, dass die Brücke vor etwa 6.000 Jahren errichtet wurde. Dies belegt, dass Menschen bereits rund 2.000 Jahre früher auf Mallorca gelebt haben als die Wissenschaft bisher belegen konnte. Die zeitliche Lücke zwischen den Siedlungen im östlichen und westlichen Mittelmeerraum ist somit nahezu komplett geschlossen.
„Diese Forschung unterstreicht die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Aufdeckung historischer Wahrheiten und der Weiterentwicklung unseres Verständnisses der Menschheitsgeschichte.“
Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-024-01584-4