Robert Klatt
In der Nähe von Stonehenge wurden Massengräber aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit entdeckt. Die Funde unterstreichen die archäologische Bedeutung der Region.
Wiltshire (England). Der Steinkreis von Stonehenge befand sich im Zentrum prähistorischer Ritualbauten. Obwohl Stonehenge zu den am besten erforschten Fundstätten der Archäologie gehört, haben Forscher erst kürzlich in der unmittelbaren Nähe eines der größten und komplexesten steinzeitlichen Monumente Europas entdeckt. Nun hat ein Team von Cotswolds Archeology weitere Hinweise für die außerordentliche Bedeutung der Region gefunden.
Bei Erdarbeiten in der Nähe von Salisbury fanden Arbeiter Überreste prähistorischer Hügelgräber. Anschließend führten die Archäologen Ausgrabungen durch, bei denen über 20 der zehn bis 50 Meter großen Grabbauten aus Erde und Steinen entdeckt wurden.
„Die Hügelgräber sind in kleinen Clustern gruppiert, entweder paarweise oder in Sechsergruppen.“
Ein Großteil der Hügelgräber stammt laut den Grabbeigaben der Glockenbecherkultur aus der frühen Bronzezeit, ist also etwa 4.000 Jahre alt. Obwohl die Fundorte der Hügelgräber seit Jahrtausenden landwirtschaftlich bearbeitet wurden, sind die Toten bei zehn von ihnen noch erhalten. Überdies wurden in drei Hügelgräbern Überreste von verbrannten Leichen entdeckt.
Neben den Hügelgräbern wurden auch ältere Gräber aus der Jungsteinzeit entdeckt, in denen sich teilweise Keramik der Grooved-Ware-Kultur befanden. Es handelt sich dabei um eine Töpfertechnik, die sich am Ende der Jungsteinzeit vor rund 5.000 Jahren von den schottischen Orkneyinseln über die Britischen Inseln verbreitete.
„Dies ist auch der Keramiktyp, der von den Erbauern von Stonehenge und den große Kreisanlagen von Durrington Wells und Avebury verwendet wurde.“
Überdies entdeckten die Forscher in den neolithischen Gräbern zerbrochene und verbrannte Objekte sowie rätselhafte Relikte, darunter ein Tonball, drei steinerne Pfeilspitzen, ein kleines Feuersteinsägeblatt und die Schale einer Jakobsmuschel. Laut den Archäologen ist es unklar, ob es sich dabei um rituelle Grabbeigaben handelt oder ob die Gegenstände nur zufällig dort weggeworfen wurden.
„Eine dieser neolithischen Gruben enthielt einen Haufen Hirschgeweihe – einem damals begehrten und vielgenutzten Material für die Herstellung von Werkzeugen wie Hacken, Rechen, Nadeln, Kämmen. Sie waren aber auch Teil ritueller Aktivitäten.“
Ein Hügelgrab hat das besondere Interesse der Wissenschaftler geweckt.
„In der Nähe seines Zentrums liegt ein Massengrab, das die knöchernen Überreste von Erwachsenen und Kindern enthält. Solche Gräber sind sehr selten.“
Ob die Menschen gemeinsam bestattet wurden und woran sie starben, konnten die Entdecker bisher nicht klären. Auch das Alter des Massengrabs ist noch offen. Die ovale Form des Ringgrabens ist ein Hinweis darauf, dass es bereits in der Jungsteinzeit angelegt wurde.
Ein weiteres Hügelgrab, das sich im Kalkuntergrund eines Berges befindet, ist ebenfalls ungewöhnlich.
„Im Zentrum dieses Hügelgrabs war das Grab eines Kindes, das dort mitsamt einem Nahrungsgefäß des ‚Yorkshire‘-Typs bestattet worden war. Wie der Name nahelegt, war diese Art des Keramikgefäßes eher in Nordengland zu finden – dies könnte darauf hindeuten, dass Menschen damals über größere Entfernungen hinweg reisten.“
Analysen des Kinderskeletts sollen bald zeigen, ob das Kind aus der Region um Stonehenge oder aus Nordengland kam.
„Nordengland stammte. „Derjenige, der das Gefäß mit dem Kind begrub, war aber in jedem Falle mit Töpfertechniken nichtlokalen Typs vertraut. Nachdem unsere Ausgrabungen allmählich zum Ende kommen, wird nun unser Analyseteam damit beginnen, die Funde zu untersuchen und zu erforschen.“