Conny Zschage
Ein weißer Hai kann bis zu 6,5 Meter lang und über eine Tonne schwer werden. Er gilt als Monster der Meere und ist der Hauptgrund, warum die Haiflosse so berühmt-berüchtigt ist. Vor rund zehn Millionen Jahren terrorisierte sein großer Bruder die Weltmeere: der Megalodon. Bisher gingen Forscher davon aus, dass er bis zu 18 Meter lang war. Eine neue Studie vermutet nun, dass er sogar 20 Meter erreichte.
Gainesville, (USA). Der Megalodon war einer der beeindruckten Prädatoren der Erdgeschichte. Man könnte ihn auch als T-Rex der Meere bezeichnen. Allein seine Zähne waren rund 15 Zentimeter lang. Mit diesen verspeiste er wahrscheinlich jeden anderen Fisch der damaligen Meere. Dazu gehörten auch Wale, die mit bis zu 30 Metern zwar länger als er, aber nicht schneller oder stärker waren.
Der Megalodon lebte vor rund zehn Millionen Jahren, bis er vor knapp drei Millionen Jahren wieder verschwand. Warum ist bis heute noch nicht geklärt. Auch werden nur sporadisch Fossile des Urzeithais entdeckt. Wie die meisten aquatischen Lebewesen aus dieser Zeit, überdauern nur die Zähne und einige Wirbel die lange Zeit unbeschädigt. Da also keine vollständigen Skelette vorhanden sind, muss die Größe und Lebensweise des Meereskoloss anhand einiger weniger Überbleibsel abgeschätzt werden.
Bisher wurde die Größe des Megalodon durch den Vergleich der Zähne und Wirbel mit jetzigen Haien abgeschätzt. Die Zähne des Megalodon sind etwa dreimal so groß wie die eines weißen Hais. Dadurch sollte der Urzeithai etwa die dreifache Größe seines kleinen Bruders haben. Die neue Methode eines Forschungsteams aus der Universität in Florida ist weitaus komplexer. Die Größe, Breite und Dicke aber auch die Position der Zähne spielt zur Berechnung der Gesamtgröße bei der neuen Methode eine Rolle. Denn wie bei dem Gebiss eines Menschen verfügt auch der Megalodon über ein Gebiss mit unterschiedlichen Zähnen, welche verschiedene Aufgaben haben. Mithilfe neuer Gleichungen konnte so festgestellt werden, dass der Megalodon wahrscheinlich bis zu 20 Meter lang war.
Ob der Riesenhai tatsächlich 20 Meter erreichte oder ob er vielleicht sogar noch länger wurde, lässt sich trotzdem schlecht sagen. Die Studie der Forschungsgruppe, welche im Fachjournal Palaeontologia Electronica veröffentlicht wurde, geht jedenfalls davon aus, dass ihr Ergebnis zwar näher dran als vorherige Schätzungen ist, aber trotzdem nicht eindeutig. Und ob dies je geschehen wird, ist fraglich.
Dafür müsste entweder ein Fossil mit mehr Teilen als bisher, ein gefrorenes Exemplar, wie es in der Arktis der Fall sein könnte oder ein lebendiger Megalodon gefunden werden. Denn immer wieder gibt es angebliche Sichtungen des Riesenhais. Diese konnten bisher zwar nie bestätigt werden und durch Popkultur wie den Blockbuster „Meg“ wird die Fantasie vieler Menschen angeregt. Dies kann dazu führen, dass Walhaie oder weiße Haie als Megalodon interpretiert werden, obwohl sie ein ganzes Stück kleiner sind. Das Meer gilt trotzdem noch als unerforscht und es ist zu vermuten, dass wir mehr über den Mond wissen als über die Ozeane. In der Nähe des Meeresgrundes kann sich also noch das ein oder andere Geheimnis verstecken. Vielleicht gehört ein 20 Meter großer Riesenhai dazu.
Palaeontologia Electronica, doi: 10.26879/1140