Robert Klatt
In den letzten 50.000 Jahren sind viele große Säugetiere ausgestorben. Eine Studie zeigt nun, dass dafür Menschen und nicht der Klimawandel verantwortlich waren.
Aarhus (Dänemark). In der Forschung wird seit Langem darüber diskutiert, ob das Aussterben der Riesensäuger, die in den letzten 50.000 Jahren von der Erde verschwunden sind, primär durch den Klimawandel und den Menschen verursacht wurde. Als große Säugetiere sind Arten definiert, die mindestens 45 wogen. Laut bisher entdeckten Fossilien sind im Untersuchungszeitraum mindestens 151 dieser Arten ausgestorben.
Am stärksten betroffen waren die größten landbewohnenden Pflanzenfresser. Auf der Erde lebten vor 50.000 Jahren 57 Arten von Megaherbivoren. Aktuell sind es noch elf Arten, bei denen es ebenfalls zu deutlichen Rückgängen in der Populationen kam. Forscher der Universität Aarhus um Jens-Christian Svenning haben nun eine Studie publiziert, laut der die großen Säugetiere vor allem durch die menschliche Jagd ausgerottet wurden.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Cambridge Prisms: Extinction haben die Wissenschaftler für ihre Studie mehrere Forschungsgebiete kombiniert, darunter Studien, die direkt mit dem Aussterben großer Tiere in Verbindung stehen, wie der Zeitpunkt des Aussterbens von Arten, die Ernährungsvorlieben der Tiere, Klima- und Habitatansprüche, genetische Schätzungen vergangener Populationsgrößen sowie Beweise für menschliche Jagd.
Darüber hinaus haben sie eine Vielzahl von Studien aus anderen Bereichen einbezogen, die notwendig sind, um das Phänomen zu verstehen. Dazu zählen die Klimageschichte der letzten 1 bis 3 Millionen Jahre, die Vegetationsgeschichte der letzten 1 bis 3 Millionen Jahre, die Evolution und Dynamik der Fauna der letzten 66 Millionen Jahre sowie archäologische Daten zur menschlichen Ausbreitung und Lebensweise, einschließlich Ernährungsgewohnheiten.
Laut der Studie hat der Klimawandel während der letzten interglazialen und glazialen Perioden des späten Pleistozäns vor 130.000 bis 11.000 Jahren die Populationen und Verbreitungen von Tieren und Pflanzen global beeinflusst. Es kam durch den Klimawandel bei den großen Säugetieren aber nicht zu signifikanten Aussterben. In den Eiszeiten haben die neuen kalten und trockenen Bedingungen in einigen Regionen zu großflächigen Aussterben bei großen Pflanzen und Bäumen geführt, aber nicht zum Aussterben großer Tiere.
„Der große und sehr selektive Verlust der Megafauna in den letzten 50.000 Jahren ist einzigartig in den letzten 66 Millionen Jahren. Frühere Perioden des Klimawandels führten nicht zu großen, selektiven Aussterben, was gegen eine bedeutende Rolle des Klimas bei den Megafauna-Aussterben spricht. Ein weiteres bedeutendes Muster, das gegen eine Rolle des Klimas spricht, ist, dass die jüngsten Megafauna-Aussterben sowohl in klimatisch stabilen als auch in instabilen Gebieten gleichermaßen stark auftraten.“
Dass der Klimawandel das Aussterben der großen Säugetierarten verursacht hat, wird zudem dadurch widerlegt, dass viele der ausgestorbenen Arten zuvor in stark unterschiedlichen klimatischen Bedingungen gelebt haben. Ihr Aussterben kann daher nicht durch Klimaveränderungen erklärt werden, die zum Verschwinden eines bestimmten Ökosystemtyps führten, wie beispielsweise der Mammutsteppe. Die meisten dieser Arten existierten unter gemäßigten bis tropischen Bedingungen und hätten eigentlich von der Erwärmung am Ende der letzten Eiszeit profitieren sollen.
Wie Jens-Christian Svenning erklärt, belegen archäologische Funde jedoch, dass der Mensch in dieser Zeit Fallen für große Tiere entworfen hat. Isotopenanalysen alter menschlicher Knochen und Proteinrückstände von Speerspitzen zeigen zudem, dass die Menschen große Säugetiere getötet und als Nahrung verwendet haben.
„Frühe moderne Menschen waren effektive Jäger selbst der größten Tierarten und hatten eindeutig die Fähigkeit, die Populationen großer Tiere zu reduzieren. Diese großen Tiere waren und sind besonders anfällig für Übernutzung, da sie lange Tragzeiten haben, sehr wenige Nachkommen auf einmal produzieren und viele Jahre brauchen, um die Geschlechtsreife zu erreichen.“
Die Analyse zeigt, dass die menschliche Jagd auf große Tiere wie Mammuts und Riesengürteltiere global verbreitet war. Die Arten starben zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Regionen der Erde aus. In einigen Gebieten geschah dies schnell, während es an anderen Orten über 10.000 Jahre dauerte. Überall trat das Aussterben jedoch nach dem Eintreffen moderner Menschen oder im Fall Afrikas nach kulturellen Fortschritten der Menschen auf.
Laut den Forscher hatte der Verlust der Megafauna tiefgreifende ökologische Konsequenzen. Große Tiere spielen eine zentrale Rolle in Ökosystemen, indem sie die Vegetationsstruktur, Samenverbreitung und Nährstoffkreisläufe beeinflussen. Ihr Verschwinden führte zu erheblichen Veränderungen in den Strukturen und Funktionen der Ökosysteme.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit aktiver Naturschutz- und Wiederherstellungsbemühungen. Durch die Wiedereinführung großer Säugetiere können wir helfen, ökologische Gleichgewichte wiederherzustellen und die Biodiversität zu unterstützen, die sich in ökosystemreichen Megafauna entwickelt hat.“
Cambridge Prisms: Extinction, doi: 10.1017/ext.2024.4