Mehrere Bevölkerungsgruppen

Neues Modell der Evolution des Menschen

Robert Klatt

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DNA-Analysen von Fossilien und gegenwärtigen Menschen aus Afrika zeigen, dass der Homo sapiens anders entstanden ist, als bisher angenommen wurde.

Montreal (Kanada). Eine Studie der Universität Zürich (UZH) zeige kürzlich, dass die ersten Populationen der Gattung Homo vor etwa 2,5 Millionen Jahren in Afrika entstanden sind. Auch der moderne Mensch (Homo sapiens) stammt aus Afrika. In der Wissenschaft gab es bisher die gängige Annahme, dass alle Menschen aus einer einzigen afrikanischen Bevölkerungsgruppe hervorgegangen sind. Es bestanden aber Unklarheiten hinsichtlich der unterschiedlichen Entwicklungspfade der menschlichen Evolution sowie der Migrationsbewegungen innerhalb des Kontinents.

Forscher der McGill University haben nun im Fachmagazin Nature eine Studie publiziert, die die Theorien zum Ursprung des Menschen infrage stellt und legt nahe, dass der Homo sapiens aus verschiedenen vielfältigen Bevölkerungsgruppen in ganz Afrika hervorging. Die früheste feststellbare Aufspaltung lässt sich auf einen Zeitraum vor 120.000 bis 135.000 Jahren zurückdatieren, nachdem längere Phasen der genetischen Vermischung stattgefunden hatten.

Evolution des Menschen

Die Forscher um Simon Gravel haben für ihre Studie DNA-Proben von fossilen Funden früher Homo sapiens Gruppen aus Afrika mit gegenwärtigen afrikanischen Menschen verglichen. Sie konnten so ein neues Modell der menschlichen Evolution aufstellen, laut dem der Homo sapiens aus verschiedenen vielfältigen Bevölkerungsgruppen in ganz Afrika hervorging. Die früheste feststellbare Aufspaltung lässt sich auf einen Zeitraum vor 120.000 bis 135.000 Jahren zurückdatieren, nachdem längere Phasen der genetischen Vermischung stattgefunden hatten.

Unterschiedliche Modelle untersucht

Im Rahmen der Studie haben die Forscher diverse konkurrierende Modelle der Evolution und Migration in ganz Afrika geprüft, die in der Paläoanthropologie und Genetikliteratur vorgeschlagen wurden. Dabei wurden Genomdaten aus dem südlichen, östlichen und westlichen Afrika berücksichtigt.

Die Forschungsarbeit beinhaltete neu sequenzierte Genome von 44 modernen Nama-Einzelpersonen aus dem südlichen Afrika, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die bekanntermaßen im Vergleich zu anderen modernen Gruppen eine bemerkenswerte genetische Vielfalt aufweist. Um genetische Daten zu generieren, sammelten die Forscher Speichelproben von Personen, die zwischen 2012 und 2015 ihrem Alltag in ihren Dörfern nachgingen.

Aufteilung der Bevölkerung von 135.000 Jahren

Das Modell deutet darauf hin, dass die früheste nachweisbare Aufteilung der Bevölkerung unter den frühen Menschen vor etwa 120.000 bis 135.000 Jahren stattfand, nachdem zwei oder mehr schwach genetisch differenzierte Homo-Populationen über Hunderttausende von Jahren hinweg miteinander vermischt hatten.

Nach dieser Aufspaltung wanderten die Menschen immer noch zwischen den Ursprungspopulationen hin und her, wodurch eine schwach strukturierte Ursprungsgruppe entstand. Laut Brenna Henn liefern die neuen Ergebnisse eine bessere Erklärung für die genetische Variation zwischen einzelnen Menschen und menschlichen Gruppen als vorherige Modelle.

„Wir präsentieren etwas, das zuvor noch nie überprüft wurde. Damit wird die anthropologische Wissenschaft erheblich vorangebracht.“

Laut den Autoren könnte, basierend auf diesem Modell, etwa 1–4 Prozent der genetischen Unterschiede zwischen gegenwärtigen menschlichen Populationen auf Variationen in den Ursprungspopulationen zurückgeführt werden. Dieses Modell könnte bedeutende Auswirkungen auf die Deutung des Fossilienbestandes haben.

Aufgrund von Wanderungsbewegungen zwischen den Verzweigungen waren diese vielfältigen Abstammungslinien vermutlich morphologisch ähnlich. Das bedeutet, morphologisch abweichende Hominiden-Fossilien (wie zum Beispiel Homo naledi) stellen wahrscheinlich keine Verzweigungen dar, die zur Evolution des Homo sapiens beigetragen haben, so die Autoren.

Nature, doi: 10.1038/s41586-023-06055-y

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