Mittelohrentzündung

Operation am Schädel bereits in der Steinzeit

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Ein Schädel aus der Zeit um 3.300 v. Chr. zeigt, dass schon in der Steinzeit Operationen am Kopf erfolgten
  • Dabei wurde ohne Betäubungsmittel Knochen abgeschabt, um eine akute Mittelohrentzündung zu behandeln
  • Laut des Knochens verlief der Eingriff erfolgreich

Ein Schädel aus Spanien belegt, dass bereits in der Steinzeit erfolgreiche Operation am Kopf durchgeführt wurden.

Valladolid (Spanien). Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass Menschen bereits in der Steinzeit Operationen durchführten. Ein Team um Sonia Díaz‑Navarro von der Universidad de Valladolid hat laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports nun einen menschlichen Schädel im nordspanischen El Pendón in einem Megalithgrab aus dem 4. Jahrtausend vor Christus gefunden, der einen medizinischen Eingriff am Ohr belegt. Es handelt sich dabei laut den Entdeckern um den ältesten bekannten einer solchen Operation.

Der Schädelknochen aus der Zeit um 3.300 vor Christus stammt von einer etwa 50 Jahre alten Frau, der bei der Operation die beiden äußeren Gehörgänge vergrößert worden. Danach heilte die Knochenoberfläche laut dem Fossil aus. Überdies konnten die Forscher am linken Ohrbereich kleinste Schnittspuren entdecken. Erkrankten Ohrgewebe sucht man beim Schädel hingegen vergebens. Dies deutet darauf hin, dass die Operation erfolgreich verlief und der Knochen in den Monaten danach verheilen konnte.

Operation wegen einer Mittelohrentzündung?

Der wahrscheinlichste Grund für den Eingriff ist laut den Wissenschaftlern eine starke, akute Mittelohrentzündung. Diese könnte wiederum einen Bakterienbefall des Schädelknochens ausgelöst haben. Um die Infektion zu behandeln, wurde dann das erkrankte Knochengewebe operativ entfernt. In der Medizin wird dies als Mastoidektomie bezeichnet.

Im Gegensatz zu heutigen Operationen muss der Eingriff in der Steinzeit jedoch unglaublich schmerzhaft gewesen sein, weil ohne Betäubungsmittel Knochen abgeschabt wurde. „Für die Operation musste die betroffene Person also entweder von anderen Mitgliedern ihrer Gruppe fixiert werden oder man hatte ihr zuvor eine psychotrope Substanz verabreicht, um die Schmerzen zu lindern oder sie bewusstlos zu machen“, erklären die Autoren.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-022-06223-6

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