Homo erectus

Pflanzliche Nahrung spielte in der Steinzeit eine große Rolle

 Robert Klatt

Werkzeuge aus der Steinzeit zur Verarbeitung von pflanzlicher Nahrung )voka'aY toneB rehseG(Foto: © 

Die moderne Paläodiät (Steinzeitdiät) enthält viele tierische Produkte und kein Getreide. Archäologische Funde zeigen nun, dass der Homo erectus sich hauptsächlich pflanzlich ernährt hat.

Tel Aviv (Israel). Die sogenannte Paläodiät (Steinzeitdiät) wird seit einigen Jahren zunehmend beliebter, weil sie deutlich gesünder sein soll als die „normale“ Ernährung. Sie basiert auf der Annahme, dass Menschen sich in der Steinzeit natürlicher ernährt haben und beinhaltet deshalb keine Lebensmittel aus Getreide, keine Milchprodukte, keinen Zucker und keinen Alkohol. Der Fleischanteil ist hingegen sehr hoch. Befürworter der Steinzeitdiät sind der Ansicht, dass diese Ernährungsform sie vor Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herzkrankheiten und Diabetes schützt. Die meisten Ernährungswissenschaftler kritisieren die Paläodiät jedoch aufgrund des Fehlens von Getreide und Hülsenfrüchten und dem hohen Anteil an tierischen Produkten.

Zudem haben Studien bereits belegt, dass nicht alle Steinzeitmenschen eine Ernährung hatten, die der heutigen Paläodiät ähnelte, sondern dass diese vor allem das aßen, was aktuell verfügbar war. Laut Forschern der University of Wyoming war die Hauptnahrungsquelle von Steinzeitmenschen auf dem Altiplano, einer Hochebene in den Anden, etwa Kartoffeln.

Steinzeiternährung in Nordisrael

Wissenschaftler der Bar-Ilan-Universität haben nun im Fachmagazin PNAS eine weitere Studie publiziert, die zeigt, dass Steinzeitmenschen im heutigen Israel primär pflanzliche Kost gegessen haben. Entdeckt haben die Forscher dies, als sie ältere Werkzeuge aus Basaltgestein, darunter Keulen und Ambosse, aus archäologischen Funden aus der Fundstelle Gesher Benot Ya'akov analysiert haben.

Die Relikte vom ehemaligen Ufern des Hula-Sees und beinhalten noch immer mikroskopische Stärkekörner, die rund 780.000 Jahre alt sind und daher vom Homo erectus produziert wurden. Laut den entdeckten Spuren haben Homo erectus Eicheln, Gräser, Wasserkastanien und Hülsenfrüchte verarbeitet. Überreste von tierischen Nahrungsquellen wurden hingegen kaum entdeckt.

„Diese Entdeckung unterstreicht die Bedeutung von pflanzlichen Lebensmitteln für die Evolution unserer Vorfahren. Wir wissen jetzt, dass frühe Hominiden das ganze Jahr über eine Vielzahl von Pflanzen sammelten, die sie mit Werkzeugen aus Basalt verarbeiteten. Diese Erkenntnis öffnet ein neues Kapitel in der Erforschung der frühen menschlichen Ernährung und ihrer Verbindung zu pflanzlichen Lebensmitteln.“

Evolution durch Kohlenhydrate

Laut den Forscher belegen die Funde, dass Kohlenhydrate eine zentrale Rolle in der menschlichen Evolution hatten und den Steinzeitmenschen ausreichend Energie für ihre schnell wachsenden Gehirne geliefert haben. Außerdem zeigen die Relikte, dass der Homo erectus die Pflanzenmaterialen bereits komplex verarbeiten konnte. Die Werkzeuge konnten diese nicht nur zerkleinern, sondern auch mischen.

„Die Verarbeitung von Pflanzen erfordert sowohl technisches Geschick als auch eine tiefgehende Kenntnis über die Umgebung und die saisonale Verfügbarkeit von Ressourcen.“

Zudem zeigen die Funde, dass die Steinzeitmenschen bereits ein hohes Level an Zusammenarbeit hatten, das für die koordinierte Verarbeitung von Lebensmitteln nötig war.

„Die Hominiden agierten nicht als Einzelgänger, sondern als Teil größerer sozialer Gruppen. Ihre Fähigkeit, Ressourcen aus verschiedenen Ökosystemen zu nutzen, zeigt ein tiefes Verständnis für die Umwelt, vergleichbar mit modernen Menschen.“

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2418661121

Spannend & Interessant
VGWortpixel