Robert Klatt
Die Maya hatten drei Kalender. Es wurde nun gelöst, worauf die Zählweise des 819 Tage umfassenden K'awill sich bezogen hat.
New Orleans (U.S.A.). In der Archäologie gelten die aus Mittelamerika stammenden Maya als die besten Astronomen ohne optische Hilfsmittel. Ihre Himmelsbeobachtungen hat die Zivilisation unter anderem für drei unterschiedliche Kalender verwendet, aus denen in Kombination weitere System entstehen. Der Zivilisation religiöse Kalender Tzolkin ist 260 Tage lang, der regulären Jahreskalender Haab 365 Tage und der oft als K'awill bezeichneten Kalender 819 Tage.
Wissenschaftler des Middle American Research Institute (MARI) der Tulane University (TU) haben laut einer Publikation im Fachmagazin Ancient Mesoamerica nun das Rätsel um den K'awill gelöst. Sie untersuchten dazu Konstellationen von Himmelsobjekten, die in einer 45-jährigen Periode, also 20 mal 819 Tagen, für Astronomen der Maya sichtbar waren. Dabei fokussierten sie sich auf synodischen Perioden der Planeten, also Perioden, in denen vom Standpunkt der Maya Planeten am selben Punkt des Himmels erschienen.
Eine Übereinstimmung wurde entdeckt, die mehrere Planeten umfasst, anstatt sich auf einen spezifischen zu beziehen. Die synodische Periode des Merkurs entspricht exakt einem Siebentel von 819 Tagen, während die Venus sieben Perioden in fünf Jahren zu 819 Tagen abschließt. Mars, Jupiter und Saturn benötigen jeweils 20, 19 und 6 Jahre des 819-Tage-Kalenders für ihre Perioden.
Der besagte 819-Tage-Kalender korreliert präzise mit den sichtbaren Bewegungen der fünf erdnächsten Planeten. Trotzdem bleibt er teilweise unentschlüsselt, insbesondere in Bezug auf sein Farbschema, bei dem vier aufeinanderfolgende Farben für Vierjahresperioden verwendet werden. Der Grund dafür ist bisher unbekannt.
Die Wissenschaftler haben den Kalender anscheinend korrekt entschlüsselt, da er nicht nur die synodischen Perioden genau wiedergibt, sondern auch den religiösen Tzolk'in-Kalender 63 Mal innerhalb von 20 Perioden durchläuft. Die Verwendung von 20 Perioden ist wahrscheinlich auf das vigesimale Zahlensystem der Maya zurückzuführen, das auch in ihren anderen Kalendern zu finden ist, deren Monate jeweils 20 Tage haben.
Die Präsenz aller sichtbaren Planeten in der Interpretation des Kalenders legt nahe, dass auch Saturn und Jupiter den Maya bekannt waren und unterstreicht die langen Zeiträume ihrer astronomischen Beobachtungen. Die Genauigkeit dieser Beobachtungen ohne technische Hilfsmittel ist beeindruckend, wie der geringe Fehler von nur 0,75 Prozent in der synodischen Periode des Saturns zeigt.
Ancient Mesoamerica, doi: 10.1017/S0956536122000323