In der Wüste Jordaniens

Römische Militärlager mit Google Earth entdeckt

Robert Klatt

Römisches Militärlager )ni'aqB .F(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Archäologen haben in der Wüste Jordaniens mit Google Earth drei römische Militärlager entdeckt
  • Die Standorte und Abstände der Lager deuten auf einen bislang unbekannten Feldzug hin, bei dem die Römer nabatäischen Königreich annektiert haben

In der Wüste Jordaniens wurden drei römische Militärlager entdeckt, die auf einen bislang unbekannten Feldzug hindeuten.

Oxford (England). Forscher der University of Oxford haben mithilfe von Satellitenaufnahmen drei römische Militärlager in der Wüste Jordaniens entdeckt. Sie vermuten, dass diese Lager womöglich Teil einer bisher unbekannten römischen Militäraktion im Kontext der römischen Eroberung des nabatäischen Königreichs im Jahr 106 n. Chr. waren, einer Zivilisation, die ihren Ursprung in der weltberühmten Stadt Petra im heutigen Jordanien hat. Dr. Michael Fradley, der die Untersuchung leitete und die Lager zuerst auf Google Earth entdeckte, gibt an, dass es kaum Zweifel hinsichtlich der Datierung der Lager gibt.

„Wir sind uns fast sicher, dass sie von der römischen Armee errichtet wurden, da die Anlagen die typische Form einer Spielkarte haben, mit gegenüberliegenden Eingängen auf jeder Seite. Der einzige bemerkenswerte Unterschied zwischen ihnen ist, dass das westlichste Lager deutlich größer ist als die beiden Lager im Osten.“

Wie Dr. Mike Bishop erklärt, ermöglichen die Funde neue Einblicke in Feldzüge der Römer im Mittleren Osten.

„Diese Lager sind ein spektakulärer neuer Fund und ein wichtiger neuer Einblick in die römischen Feldzüge in Arabien. Römische Kastelle und Festungen zeigen, wie Rom eine Provinz gehalten hat, aber provisorische Lager verraten, wie sie diese überhaupt erst erworben haben.“

Militärlager zur temporären Verteidigung

Laut Dr. Fradley waren die Militärlager provisorische Verteidigungsstationen, mit denen die Römer sich auf ihren Feldzügen geschützt haben.

„Der Erhaltungszustand der Lager ist wirklich bemerkenswert, zumal sie möglicherweise nur wenige Tage oder Wochen genutzt wurden. Sie verliefen entlang einer peripheren Karawanenroute, die Bayir und Dûmat al-Jandal verbindet. Dies deutet auf eine Strategie zur Umgehung der stärker befahrenen Route durch das Wadi Sirhan hin, was dem Angriff ein Überraschungsmoment verleiht. Es ist erstaunlich, dass wir diesen Moment in der Zeit auf einer landschaftlichen Ebene sehen können.“

Professor Andrew Wilson erklärt, dass die Marschlager ein Hinweis darauf sind, dass die Römer das nabatäischen Königreich eingegliedert haben.

„Diese Marschlager - wenn wir sie korrekt auf das frühe zweite Jahrhundert datieren - deuten darauf hin, dass die römische Annexion des nabatäischen Königreichs nach dem Tod des letzten Königs, Rabbel II. Soter, im Jahr 106 n. Chr., keine ganz einfache Angelegenheit war und dass Rom schnell handelte, um das Königreich zu sichern.“

Militärlager bilden Linie bis Dûmat al-Jandal

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Antiquity liegt die Distanz zwischen den Lagern bei 37 bis 44 Kilometer. Die Forscher vermuten deshalb, dass sie nicht von Infanteristen an einem Tag zurückgelegt werden konnten, sondern von einer Kavallerieeinheit, die möglicherweise auf Kamelen ritt und in der Lage war, solch karges Gelände innerhalb eines Tages zu durchqueren. Aufgrund der Entfernungen zwischen den Lagern besteht zudem die Vermutung, dass ein weiteres Lager weiter westlich bei der späteren umayyadischen Festung und dem Brunnenstandort in Bayir gelegen haben könnte.

Die neu entdeckten Lager erstrecken sich in gerader Linie bis nach Dûmat al-Jandal im heutigen Saudi-Arabien, das damals eine Siedlung im Osten des nabatäischen Königreichs war. Dies lässt darauf schließen, dass Rom seine Eroberung erzwingen musste, während die überlieferte römische Geschichte besagt, dass die Machtübergabe ein friedliches Ereignis am Ende der Herrschaft des letzten nabatäischen Königs war. Archäologen müssen noch die Datierung der Lager durch Untersuchungen vor Ort bestätigen. Laut Professor Wilson gibt es zudem weitere offene Fragen.

„Warum ist die Kapazität des westlichen Lagers doppelt so groß wie die der beiden anderen? Hat sich die Truppe aufgeteilt, und wenn ja, wo ist die andere Hälfte geblieben? Wurde sie in einer Schlacht zur Hälfte ausgelöscht, oder blieben sie im westlichen Lager, um die anderen Lager mit Wasser zu versorgen?“

Antiquity, doi: 10.15184/aqy.2023.50

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