Gloucester

Royales Schiffswrack vor England entdeckt

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Das Wrack der Gloucester wurde vor England nach mehr als 300 Jahren entdeckt
  • Die royale Fregatte soll gesunken sein, weil der spätere König James II. sich mit dem Kaptäin des Schiffs gestritten hat
  • Die Relikte sollen den Grund der Katastrope klären und Erkenntnisse über die für England wichtige Epoche liefern

Die königliche Fregatte Gloucester wurde mehr als 300 Jahre nach ihrem Untergang entdeckt. Historiker erwarten von den Relikten neue Erkenntnisse über die für England wichtige Epoche.

Norwich (England). Die Fregatte Gloucester verließ im Mai 1682 mit James Stuart, dem späteren König James II., den englischen Hafen Portsmouth, um nach Edinburgh zu segeln. Stuart wollte von dort seine hochschwangere Frau nach London holen. Wie die Historikern Claire Jowitt von der University of East Anglia im Fachmagazin The English Historical Review erklärt, kam es den zu einer Katastrophe, die die Geschichte Englands potenziell stark verändert haben könnte. Das Schiff lief demnach vor der ostenglischen Grafschaft Norfolk auf einer Sandbank auf, weil James, der zuvor Admiral der englische Flotte war, mit dem Kapitän der Gloucester über den Kurs gestritten hatte.

Anschließend sank die Gloucester innerhalb kurzer Zeit im Meer. Dabei starben etwa 120 Menschen. Stuart konnte jedoch entfliehen und später König werden. Wäre auch er bei dem Unglück gestorben, hätte dies eine Thronfolge des katholischen Königs während der Periode religiöser und politischer Unruhen verhindert. Geschichtswissenschaftler halten es für sehr wahrscheinlich, dass dadurch die weitere englische Geschichte deutlich anders verlaufen wäre.

Unglücksort lange unbekannt

An welchem Ort die königliche Fregatte genau im Meer versank, war 340 Jahre lang unbekannt. Ein Team dem University of East Anglia hat den Ort der Katasphrope bekannt gegeben. Das Schiffswrack wurde demnach bereits im Jahr 2007 von drei englischen Taucher und Hobbyhistorikern entdeckt. Im Jahr 2012 wurde dann mittels einer Schiffsglocke die Identität des Wracks zweifelsfrei geklärt. Weil das Wrack sich in internationalen Gewässern befindet, wurde der Fund geheim gehalten. Es sollten so die historisch wertvollen Relikte geschützt werden.

„Es war schon unsere vierte Tauchsaison, in der wir nach der Gloucester gesucht haben. Wir haben schon geglaubt, dass wir sie nie mehr finden. Beim Absinken zum Meeresgrund sah ich plötzlich eine große Kanone auf dem weißen Sand liegen – das war beeindruckend und wirklich wunderschön“, so Lincoln Barnwell. „Wir waren schnell zuversichtlich, dass es sich um die Gloucester handelte, aber es gibt da draußen noch andere Wracks mit Kanonen, daher musste das erst bestätigt werden“, ergänzt sein Bruder Julian Barnwell.

340 Jahre alte Weinflaschen

Seit der Identifikation des berühmten Wracks Schiffswrack, das in zwei Hälften zerbrochen ist und halb von Sand verdeckt wird, haben Unterwasserarchäologen zahlreiche Gegenstände geborgen. Neben der Schiffsglocke und Waffen konnten auch Alltagsobjekte sowie persönliche Gegenstände wie Schuhe und Kleidung aus dem Meer geholt werden.

Zu den Funden gehört auch Wein, der noch verkorkt und verschlossen ist. Die Flaschen können somit offenbaren, welcher Alkohol an Bord der royalen Fregatte getrunken wurde. Eine der Flaschen besitzt das Wappen der Familie Legge, Vorfahren von George Washington, dem ersten Präsidenten der USA. In Kombination mit weiteren Funden liefert das Wrack somit neue Einblicke in die geschichtlich für England wichtige Zeitperiode.

Ursache des Schiffsunglücks

„Wegen der Umstände ihres Sinkens, kann man dies als bedeutendste maritime Entdeckung seit der Bergung der ‚Mary Rose‘ im Jahr 1982 betrachten. Die Entdeckung könnte unser Verständnis der sozialen, politischen und maritimen Geschichte des 17. Jahrhunderts fundamental verändern“, erklärt Jowitt.

Wieso das Schiff auf die Sandbank lief und welche Verantwortung dafür Stuart hatte, ist bis heute umstritten. „Es war eine Tragödie erheblichen Ausmaßes, bei dem viele Leben verloren gingen“, so Jowitt. Im Rahmen das Gloucester Project untersuchen die Wissenschaftler nun die genauen Umstände des Schiffsunglücks.

„Die vollständige Geschichte der letzten Reise der ‚Gloucester‘ und der Auswirkungen ihres Sinkens muss nun neu aufgerollt werden. Wir wollen zudem versuchen herauszufinden, wer genau dort starb, und auch die Geschichte dieser Opfer erzählen, denn bisher ist nur ein kleiner Teil der Toten von damals bekannt“, erklärt die Historikerin. Dabei sollen die geborgenen Fundstücke aus dem Wrack helfen.

The English Historical Review, doi: 10.1093/ehr/ceac127

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