Robert Klatt
Eine Isotopenanalyse von Knochen aus von Steinzeitmenschen zeigt, dass diese fast ausschließlich pflanzliche Nahrung gegessen haben. Ihre Hauptnahrungsquelle waren demnach Verwandte der Kartoffel.
Laramie (U.S.A.). Ernährungsmodelle und Analysen der Archäologie kamen bisher meistens zu dem Ergebnis, dass frühe Jäger-und-Sammler-Kulturen hauptsächlich Fleisch gegessen haben. Eine neue chemische Analyse von 9.000 Jahre alten menschlichen Fossilien aus Peru zeigt nun, dass Fleisch nur einen kleinen Anteil an der Ernährung hatte. Laut den Forschern der University of Wyoming um Randall Haas haben sich die untersuchten Menschen hingegen fast ausschließlich mit pflanzlichen Lebensmitteln ernährt. Diese hatten einen Anteil von 70 bis 95 Prozent in ihrem Speiseplan.
Ermittelt haben die Forscher dies laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS ONE anhand der Mengenverhältnisse stabiler Isotope in den fossilen Knochen von 24 Menschen, die vor 6.500 bis 9.000 Jahren auf dem Altiplano, einer Hochebene in den Anden, die 3.700 Meter über dem Meeresspiegel liegt, lebten. Das dort herrschende wüstenähnliche, kalte Klima hat die Fossilien gut konserviert.
Die Rekonstruktion der Ernährung war möglich, weil die schweren Isotope von Kohlenstoff und Stickstoff sich im Stoffwechsel nicht wie die leichteren Isotope verhalten. Umso höher ein Tier in der Nahrungskette steht, umso mehr der schweren Isotope enthält es. Die Forscher haben deshalb die Isotopenwerte aus den fossilen Knochen der Steinzeitmenschen mit unterschiedlichen Tieren, Fischen und Pflanzen verglichen.
Laut der Analyse passen die Mengenverhältnisse der Isotope der Knochen der Menschen aus der Steinzeit zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährung, die hauptsächlich aus sogenannten C3-Pflanzen besteht. Diese Gruppe enthält die wichtigsten Nahrungspflanzen, darunter auch Verwandte der Kartoffel. Überdies haben die Forscher in der Nähe der Skelettreste auch Rückstande dieser Pflanzen entdeckt, darunter etwa verkohlte Reste von Knollen und an den Zähnen wurde Abnutzungsspuren entdeckt, die typisch für eine pflanzliche Ernährung sind.
Bei den Ausgrabungen in den Begräbnisstätten Wilamaya Patjxa und Soro Mik’aya wurden auch Projektilspitzen und Steinwerkzeuge entdeckt. Weil dies Indizien für eine fleischhaltige Ernährung sind, ging die Wissenschaft zuvor davon aus, dass die Steinzeitmenschen aus dieser Region vor allem Fleisch gegessen haben. Wie nun publizierte Studie zeigt, handelt es sich dabei aber um einen Irrtum, der entstanden ist, weil die Steinwerkzeuge und die großen Knochen der Beutetiere besser erhalten blieben aus die Belege der überwiegend pflanzlichen Ernährung.
PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0296420