Robert Klatt
Große Vulkanausbrüche verändern das Klima schnell. In Asien sind dadurch Missernten entstanden, die zum Ende mehrerer Dynastien in China geführt haben.
Dublin (Irland). Laut einer Studie des Trinity College haben in den letzten zweitausend Jahren Vulkanausbrüche entscheidend zum Ende unterschiedlicher Dynastien des chinesischen Kaiserreichs beigetragen. Dies passierte, weil große Vulkanausbrüche sich stark auf das Klima und damit auf die Erträge der Landwirtschaft auswirken. In Asien sorgen diese natürlichen Ereignisse etwa dafür, dass im Norden die Sommer kälter werden und dass im Süden weniger Regen fällt.
Die Wissenschaftler um Francis Ludlow vom Trinity College in Dublin und Chaochao Gao von der Zhejiang University in China rekonstruierten laut ihrer im Fachmagazin Communications Earth & Environment publizierten Studie anhand von Eisbohrkernen 156 Vulkanausbrüche. Diese traten zwischen dem Jahr 1 und 1915 auf. Anschließend verknüpften sie die Daten der Vulkanausbrüche mit historischen Daten von 68 Dynastien aus China.
Laut der Analyse folgten 62 der 68 Dynastie-Kollapse auf einen oder mehrere große Vulkaneruptionen. „Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass es in China nach Vulkanausbrüchen deutlich wahrscheinlicher war, dass Dynastien zusammenbrachen. Diese Ursache hat System“, erklärt der Co-Autor Michael Sigl von der Universität Bern.
In ihrer Publikation erklären die Forscher, dass ein Zusammenbruch einer Dynastie ein äußerst komplexer Vorgang ist, der von mehreren Faktoren abhängt. Deutlich wird dies zum Beispiel an den Eruptionen der Vulkane Samalas (Jahr 1257), Huaynaputina (Jahr 1600) und Tambora (Jahr 1815), auf die kein unmittelbares Ende einer Dynastie folgte. Daraus folgern die Wissenschaftler, dass neben schlechten Ernten auch Korruption in der Verwaltung oder eine schlechte Führung vorliegen müssen, um eine Dynastie zu destabilisieren.
In einigen Fällen konnte das internationale Team aber auch klare Belege dafür finden, dass kleinere Klimaschocks nach einem Vulkanausbruch zum Kollaps einer Dynastie geführt haben. Dies war dann der Fall, wenn bereits sozioökonomische oder politische Probleme vorlagen. Bei großen Vulkanausbrüchen kam es hingegen auch zu Dynastie-Kollapsen, wenn zuvor kaum Druck bestand.
Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-021-00284-7