Robert Klatt
Paläontologen haben in Archiven des kenianischen Nationalmuseums bisher unbeachtete Knochen gefunden, die zum wohl größten Raubsäugetier gehören, das jemals existiert hat. Das vor rund 22 Millionen Jahren lebende Simbakubwa kutokaafrika war etwa fünfmal so schwer wie ein ausgewachsener Löwe. Die Eckzähne des Fossils sind so groß wie Bananen.
Ohio (U.S.A.). Matthew Borths, Paläontologen von der Universität von Ohio hat mit seinem Team in Kenia ein Fossil des wohl größten Raubsäugetiers entdeckt, das jemals auf der Erde gelebt hat. Das im Fachmagazin Journal of Vertebrate Paleontology vorgestellte und auf den Namen Simbakubwa kutokaafrika getaufte Raubtier lebte vor etwa 22 Millionen Jahren, also noch weit vor den ersten Menschen, die vor etwa zwei Millionen Jahren den Planeten bevölkerten.
Laut dem Fossil des Raubtiers lag das Gesamtgewicht bei mehr als einer Tonne. Männliche Löwen wiegen bis zu 200 Kilogramm, männliche Tiger bis zu 300 Kilogramm. Die derzeit größten Raubsäugetiere sind damit im Vergleich zum Simbakubwa kutokaafrika praktisch Zwerge. Der überproportional große Kopf übertrifft selbst die gewaltigen Ausmaße eines Nashornschädels.
Die neuentdeckte Tierart, wurde nicht wie sonst üblich bei Ausgrabungen gefunden, sondern kann als überraschender Schubladenfund beschrieben werden. Die Ausgrabung erfolgte bereits vor mehreren Jahrzehnten in Kenia, als eine andere Gruppe aus Wissenschaftlern nach Vorfahren von Menschen und Überresten von fossilen Affen gesucht haben. Seitdem lagerten die Knochen des Raubtiers unbeachtet in den Archiven des kenianischen Nationalmuseums in Nairobi, wo sie Borths in einer Schublade zufällig entdeckt hat. Auffällig waren dabei besonders die bananengroßen Eckzähne, die die Wissenschaftler schnell vermuten ließen, dass die Knochen zu einer bisher nicht dokumentierten Tierart gehören müssen.
Die Namensteile kommen aus dem Suaheli, Simbakubwa bedeutet übersetzt „großer Löwe“, der zweite Namensteil kutokaafrika steht für „aus Afrika kommende“. Eng verwandt soll Simbakubwa kutokaafrika, das sich einst an der Spitze der afrikanischen Nahrungskette befand, mit heutigen Großkatzen oder anderen Raubsäugern nicht seien. Die größte Ähnlichkeit zu noch lebenden Tieren hat das ausgestorbene Raubtier aus der Gruppe der Hyaenodonta laut den Wissenschaftlern zu Hyänen und Hunden, deren Körperform Gemeinsamkeiten zeigt.
Aufgrund des hohen Alters des Fossils, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Gruppe der Hyaenodonta in Afrika entstanden ist und sich von dort weiter in den Norden ausgebreitet haben. Parallel zur Ausbreitung auf die Nordhalbkugel, wanderten von dort die ersten Verwandten von Katzen und Hunden nach Afrika. Dann folgte vor etwa 15 bis 18 Millionen Jahren eine deutliche Veränderung des Ökosystems, die für eine Ausbreitung von Grasland und der Verdrängung der ehemals vorherrschenden Wälder sorgte. Borths erklärte, dass „noch nicht bekannt ist, ob diese Veränderung des Lebensraums der Hauptgrund für das Aussterben der Hyaenodonta war.“ Bisher ist nur klar, dass das die Veränderung des Ökosystems dafür sorgte, dass das globale Klima deutlich trockener wurde.