Robert Klatt
Neue Bildanalysemethoden haben zur Entdeckung von 62 Saturnmonden geführt. Der Ringplanet ist damit der mit Abstand mondreichste Planet des Sonnensystems.
Vancouver (Kanada). Der Saturn und Jupiter sind die größten Planeten unseres Sonnensystems. Weil die Astronomie in den letzten Jahren mehrmals neue Trabanten entdeckt hat, haben sich der Saturn und Jupiter in der Liste der mondreichsten Planeten mehrmals beim ersten Platz abgewechselt. 2018 entdeckten Astronomen des Carnegie Institution for Science (CIS) zwölf neue Monde des Jupiters, was den Planeten damals zum mondreichsten Planeten des Sonnensystems machte. 2019 entdeckten die Astronomen des CIS 20 Saturnmonde, die ihm zum mondreichsten Planeten machten. 2023 haben Wissenschaftler des CIS zwölf neue Monde des Jupiters entdeckt. Mit insgesamt 92 bekannten Monden war der Planet damit wieder auf dem ersten Platz in der Liste der mondreichsten Planeten.
Astronomen der University of British Columbia (UBC) unter der Leitung von Edward Ashton haben nun 62 neue Monde, die den gigantischen Ringplaneten Saturn umkreisen, entdeckt. Diese Erkenntnisse resultieren aus einer seit 2019 andauernden Beobachtungen, die ursprünglich mit dem Canada-France-Hawaii Teleskops (CFHT) auf Hawaii begann.
Um den schwachen Glanz kleiner Monde aufzuspüren, haben die Wissenschaftler eine spezielle Technik der Bildanalyse angewendet, die auf einer digitalen Überlagerung mehrerer über drei Stunden aufgenommener Bilder basiert. Diese Methode ermöglichte es, die Bildkontraste zu erhöhen und so sogar Monde von minimaler Größe, bis zu 2,5 Kilometern Durchmesser, ausfindig zu machen. Im Zuge dieser Analyse stieß das Team auf mehrere Dutzend zuvor unbekannte Himmelskörper.
Obwohl die Entdeckung neuer Himmelskörper bemerkenswert war, waren weitere Untersuchungen notwendig, um definitiv zu bestätigen, dass es sich tatsächlich um Monde des Saturn handelt. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Körper auch temporäre Asteroiden sein könnten, die sich nur zufällig in der Nähe des Planeten befinden. Deshalb nahmen sich die Wissenschaftler zusätzlich zwei Jahre Zeit, um die Bewegungen dieser potenziellen Monde intensiv zu studieren und ihre Umlaufbahnen zu bestätigen.
„Diese Monde zu verfolgen, erinnerte mich ein wenig an das Verbinden von Punkten in Kindermalbüchern. Wir mussten die in unseren Daten aufgezeichneten Positionen dieser Monde zu einem plausiblen Orbit verbinden.“
Nach eingehender Analyse stand die Erkenntnis fest, dass 62 der erst kürzlich entdeckten Himmelskörper echte Monde des Saturn sind. Dadurch steigt die Gesamtzahl der Saturnmonde auf beachtliche 145 an, was Saturn den Status des mondreichsten Planeten in unserem Sonnensystem verleiht. Zudem ist der Saturn der erste und bis dato einzige Planet, bei dem über 100 Monde dokumentiert sind. Damit übertrifft er den Jupiter, der bislang auf 95 Monde zählen kann, bei Weitem.
Die frisch entdeckten Monde des Saturn gehören zur Kategorie der irregulären Satelliten des Ringplaneten. Im Gegensatz zu den 24 regulären Monden, die Saturn auf kreisförmigen, planaren Umlaufbahnen umkreisen, zeichnen diese irregulären Monde ausgedehnte, elliptische Bahnen, die meist gegen die Planetenebene geneigt sind. In Anlehnung an ihre spezifische Position und Bewegungsrichtung, ordnen Astronomen diese Monde drei verschiedenen Gruppen zu: die Inuit-Gruppe, die Gallische Gruppe und die Nordische Gruppe. Die Namensgebung für die Monde in diesen Gruppen folgt dabei den Mythen und Legenden der jeweiligen Kulturen.
Die neuentdeckten 62 Monde des Saturn verteilen sich auf die drei oben genannten irregulären Gruppen. Die Mehrheit zählt zur Nordischen Gruppe, die bereits im Vorfeld durch ihre hohe Mondzahl bekannt war, während drei Monde der Inuit-Gruppe zugeordnet wurden. Es wird angenommen, dass sämtliche irregulären Saturnmonde das Ergebnis einer oder mehrerer Kollisionen zwischen größeren Monden in der Vergangenheit sind.
Diese Theorie würde auch das Phänomen erklären, dass eine signifikante Anzahl dieser Monde sich retrograd, also entgegen der Drehrichtung des Planeten, bewegt. Diese rückläufigen Monde könnten in den letzten 100 Millionen Jahren durch die Zerstörung eines mittelgroßen, ebenfalls retrograd kreisenden Mondes hervorgegangen sein.