Robert Klatt
Das PI „Pulverize it“ (pulverisiere es) Abwehrsystem soll Einschläge von Asteroiden auf der Erde verhindern. Dazu könnte auch eine Basis auf dem Mond errichtet werden.
Santa Barbara (U.S.A.). Asteroiden können bei Einschlägen auf der Erde immense Schäden anrichten. Die Wissenschaft sucht deshalb nach Möglichkeiten, mit denen sich Asteroiden auf einem Kollisionskurs mit der Erde abwehren lassen. Denkbar sind etwa Atombomben, die Asteroiden sprengen oder Raketen, die durch ihren Einschlag die Flugbahn eines Asteroiden verändern. Kürzlich startete zudem eine Mission, bei der ein sehr kleiner Asteroid durch den Einschlag einer Sonde von seiner Flugbahn abgelenkt werden soll.
Philip Lubin von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara nun ein weiteres Konzept zur Abwehr von Asteroiden vorgestellt. Das Terminal mit dem Namen PI „Pulverize it“ (pulverisiere es) soll einen Asteroiden pulverisieren. Die verbleibenden Trümmer würden dann in der Erdatmosphäre verglühen.
Vorgestellt wurde das Konzept bereits 2021 auf der Planetary Defense Conference, auf der Wissenschaftler Möglichkeiten diskutierten, mit denen sich das Leben auf der Erde schützten, lässt. Seitdem arbeitet Lubin in einem speziellen Programm der NASA daran, seine Idee umzusetzen.
„Bisher ist die Menschheit von einer groß angelegten Katastrophe verschont geblieben, wie sie unsere Vorfahren heimgesucht hat, aber sich auf Glück zu verlassen, ist längerfristig eine schlechte Strategie“, erklärt Lubin Universe Today. Neben ihm forschen bei der NASA weitere Wissenschaftler an Lösungen, um einen Asteroideneinschlag auf der Erde zu verhindern.
Die NASA hat sich bisher darauf konzentriert, Asteroiden zu entdecken und zu beobachten. Kürzlich wurde dazu die Künstliche Intelligenz (KI) Sentry-II vorgestellt, die durch die Einbeziehung des Jarkowski-Effekts gefährliche Asteroiden mit hoher Genauigkeit überwachen kann.
Problematisch an den bisher erarbeiteten Schutzkonzepten ist vor allem deren lange Vorlaufzeit. Wenn ein Asteroid nicht Monate oder Jahre bevor er auf der Erde einschlagen würde, entdeckt wird, könnten ihn die Schutzkonzepte nicht abwehren.
Das von Lubin erdachte Konzept konzentriert sich daher auf die Abwehr von Asteroiden, die die Menschheit erst wenige Tage vor ihrem Einschlag auf der Erde entdecken würde. Um in einem solchen Szenario einen Einschlag zu verhindern, würden vorsorglich mehrere PI in die Umlaufbahn der Erde gebracht werden. Sie könnten so einen 50 Meter großen Asteroiden nur fünf Stunden nach ihrer Aktivierung zerstören.
Zudem ist es laut Lubin denkbar, dass eine Abschussbasis für PI auf dem Mond errichtet wird. Gemeinsam mit optischen Sensoren und weiteren Langstreckensensoren könnten Asteroiden in Flugbahn Erde somit vom Mond frühzeitig erkannt und anschließend durch PI zerstört werden.
PI soll Asteroiden nicht nur kinetisch, sondern auch explosiv abwehren. Dazu würde das System die Asteroiden mit Durchdringungsstäben durchlöchern und diese anschließend mit Sprengstoff füllen. Nach der Explosion sollen laut dem Konzept nur noch Trümmer mit einem Durchmesser von maximal 15 Metern verbleiben. Diese würden je nachdem wie stark die Explosion entweder so weit weggeschleudert werden, dass sie die Erde nicht mehr treffen, oder sie würden beim Eintritt in die Atmosphäre des Planeten verglühen.
„Die Wirksamkeit dieses Ansatzes hängt von der Zeit bis zum Abfangen und der Größe des Asteroiden ab, ermöglicht jedoch eine effektive Verteidigung gegen Asteroiden in der Klasse mit mehreren hundert Metern Durchmesser und könnte die durch diese Bedrohungen verursachte Gefahr einer Massenvernichtung praktisch eliminieren“, erklärt Lubin.
Prinzipiell eignet sich das System laut ihm auch zur Abwehr großer Asteroiden wie Apophis. Dieser etwa 370 Meter große Asteroid könnte laut einer Studie im Jahr 2068 die Erde treffen. Mit einer Vorlaufzeit von nur zehn Tagen soll PI einen solchen Einschlag lau Lubin jedoch verhindern können.