Robert Klatt
Der Weltraumtourismus bringt immer mehr Menschen in den Weltraum. Astrobiologen fordern deshalb eine Debatten über Sex und Fortpflanzung im All.
Cranfield (England). In den kommenden Jahren werden durch die stark wachsende Weltraumtourismusbranche, etwa durch Besuche mit SpaceX auf der Internationalen Raumstation (ISS), immer mehr Menschen den Weltraum erreichen. Wissenschaftler der Universität Cranfield um den Astrobiologen David Cullen fordern die Raumfahrtbranche deshalb dazu auf, sich mit den Themen Sex und Empfängnis im Weltraum zu beschäftigen.
Es besteht die Möglichkeit, dass Touristen während ihres Aufenthalts im All sexuell aktiv sind. Eine mögliche Konsequenz könnte eine Befruchtung in der Schwerelosigkeit sein. Die Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht, um zu beurteilen, ob dies gefährlich oder unbedenklich ist. Erste Experimente dazu hat kürzlich China angekündigt, die mit Affen die Fortpflanzung im Weltraum untersuchen wollen. Die Autoren des nun publizierten Green Papers sind jedoch der Ansicht, risikobereite Personen, zu denen Weltraumtouristen gehören, Kinder im Weltraum zeugen könnten, bevor Studienergebnisse über die damit verbundenen Risiken vorliegen.
Das Verständnis der biologischen Risiken, die mit einer Schwangerschaft im All verbunden sind, ist bisher gering. Die Wissenschaft hat kaum Kenntnisse über die Auswirkungen von Schwerelosigkeit und Weltraumstrahlung auf den menschlichen Keim. Es gibt jedoch Indizien aus begrenzten Studien, dass die Weltraumumgebung signifikante Auswirkungen auf viele Aspekte des Reproduktionsprozesses haben kann. Die Funktionalität von Verhütungsmethoden im All und mögliche Probleme nach einer Empfängnis im All sind unklar.
Eine Debatte über das Thema Sex im All kann bei der Planung zukünftiger Weltraummissionen von Bedeutung sein, insbesondere bei der Konzeption neuer Raumstationen mit mehr Rückzugsmöglichkeiten. Erkenntnisse aus der Polarforschung und Unterseebootfahrten können bei dieser Debatte hilfreich sein. Zudem wird erwartet, dass die Pornoindustrie bald Filme für Erwachsene aus dem All produzieren wird.
