Verräterische Technosignaturen

Aus welcher Entfernung können Außerirdische die Menschheit orten?

 Robert Klatt

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SETI sucht normalerweise nach Signalen von intelligenten Außerirdischen. Nun haben die Forscher die Position der Außerirdischen eingenommen und analysiert, ob diese mit ähnlichen Techniken die Menschheit entdecken könnten.

Mountain View (U.S.A.). Forscher der Search for Extraterrestrial Intelligence (SETI) suchen seit mehr als 60 Jahren nach Signalen von intelligenten Außerirdischen. Nun hat ein Team um Sofia Sheikh eine andere Perspektive eingenommen und untersucht, ob und aus welcher Entfernung ein außerirdisches Suchprogramm Signale der Menschheit entdeckten könnte. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin The Astronomical Journal haben sie dabei angenommen, dass die Zivilisation einen ähnlichen technischen Stand wie die Menschen hat.

Die Studie hat untersucht, ob sie damit sogenannte Technosignaturen der Menschen finden würden und daraus die Position der Erde und der Menschheit rekonstruieren könnten. Technosignaturen sind unter anderem Licht und Wärme von größeren Städten, Emissionen von industriellen Standorten und Signale von großen Radioteleskopen. Wie Sheikh erklärt, haben die Forscher erstmals mehrere Technosignaturen kombiniert untersucht, während ältere Studien sich auf einzelne Arten konzentriert haben.

Raumschiff entdeckt Signale von Radioteleskopen

Laut der Studie würde ein Raumschiff, das von einer außerirdischen Zivilisation in Richtung Erde fliegt, als erste Signale von starken Radioteleskopen empfangen. Diese sind bereits in einer Entfernung von 12.000 Lichtjahren detektierbar, also etwa vom Hyperriesenstern HR 5171 A im Sternbild Zentaur.

Weitere Technosignaturen der Menschheit würde das Raumschiff erst in einer deutlich geringeren Entfernung erkennen, nämlich die Signale des NASA Deep Space Network (DSN), die 65 Lichtjahre in den Weltraum reichen. Das erste optische Signale der Menschheit würden Außerirdische erst in 5,9 Lichtjahren Entfernung zur Erde sehen, nämlich die Laser des Kommunikationssystems DSOC (Deep Space Optical Communications).

Stickstoffdioxidemissionen und LTE-Mobilfunkkommunikation

Ein Raumschiff, das der Erde noch näherkommt, würde in 5,7 Lichtjahren Entfernung Stickstoffdioxidemissionen erkennen können und in vier Lichtjahren die LTE-Mobilfunkkommunikation der Menschheit empfangen. Proxima Centauri, der erdnächste Stern, ist rund 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wenn es dort Stickstoffdioxidemissionen geben würde, könnte das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) diese erkennen. Sobald Außerirdische mit ihrem Raumschiff die Oortsche Wolke am Rande des Sonnensystems erreichen würden, könnten sie die Lichtsignaturen der größten Metropolregionen der Erde sehen.

Wie Sheikh erklärt, war der interessanteste Aspekt der Studie zu untersuchen, wie die Erde sich von ihrer Umgebung unterscheidet und wie die Einflüsse des Menschen auf den Planeten aus dem Weltraum sichtbar wären.

„Natürlich kennen wir die Antwort nicht, aber diese Arbeit ermöglicht es uns, zu extrapolieren und uns vorzustellen, was wir annehmen können, wenn wir einmal einen Planeten entdecken, der beispielsweise eine hohe Konzentration von Schadstoffen in seiner Atmosphäre aufweist.“

The Astronomical Journal, doi: 10.3847/1538-3881/ada3c7

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