Radiosignale und Satelliten

Außerirdische könnten Leben auf der Erde bald entdecken

Robert Klatt

Blick von der Erde in das Universum )kcotS ebodAngiseDzsakuL(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In den letzten Jahren sind die Anzahl an Satelliten und die Radioemissionen stark gestiegen
  • Eine fortgeschrittenere außerirdische Zivilisationen könnte deshalb die Erde leicht entdecken

Außerirdische könnten die Erde aufgrund der Zunahme an Radioemissionen und Satelliten bald entdecken.

Manchester (England). Obwohl Radioteleskope der Menschen bereits seit etwa 60 Jahren im Universum nach außerirdischen Zivilisationen suchen, konnten bisher keine Radiosignale von ihnen entdeckt werden. Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) kam kürzlich auf Basis eines statischen Modells zu dem Resultat, dass die Suche im pessimistischen noch 2.000 Jahre dauern wird.

Forscher der Universität Manchester und der Universität Mauritius haben nun im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society eine Studie publiziert, laut der außerirdische Zivilisationen auf nahegelegenen Sternen die Erde möglicherweise durch ausgestrahlte Radiosignale deutlich früher entdecken könnten. Für die Studie nutzten die Wissenschaftler Crowd-Sourcing-Daten, um die Radioemissionen von Mobilfunktürmen zu simulieren und zu ermitteln, welche Signale von außerirdischen Zivilisationen in der Nähe verschiedener Sterne, einschließlich Barnards Stern, sechs Lichtjahre von der Erde entfernt, wahrgenommen werden könnten.

Außerirdischen Zivilisationen könnten Erde entdecken

Die Untersuchung zeigt, dass lediglich technologisch fortgeschrittenere Zivilisationen in der Lage wären, die derzeitigen Emissionsniveaus der Mobilfunktürme auf der Erde zu erkennen. Da jedoch die meisten außerirdischen Zivilisationen vermutlich empfindlichere Empfangssysteme besitzen und die Erde fortschrittlichere Breitbandsysteme entwickelt, wird die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung der Menschheit durch intelligente Wesen immer größer.

Laut Professor Mike Garrett, Teamleiter des Projekts und Direktor des Jodrell Bank Centre for Astrophysics an der Universität von Manchester, spricht die kombinierte Sendeleistung der Elektronik des Menschen für eine Entdeckung der Erde durch Außerirdische.

„Viele Experten behaupten, dass die Erde in den letzten Jahren zunehmend radioleiser geworden ist, eine These, der ich stets widersprochen habe. Es stimmt zwar, dass es heutzutage weniger leistungsstarke Fernseh- und Radiosender gibt, doch die Verbreitung mobiler Kommunikationssysteme weltweit ist immens. Obwohl jedes einzelne System für sich genommen nur eine geringe Sendeleistung hat, ist das integrierte Spektrum von Milliarden dieser Geräte erheblich.“

Simulationen des Funkfingerabdrucks der Erde

Die Modelle, die verdeutlichen, welche Signale Außerirdische von der Erde empfangen könnten, wurden von Ramiro Saide erstellt, einem Praktikanten am Hat Creek Radio Observatory des Search for Extraterrestrial Intelligence (SETI) Instituts und Masterstudent an der Universität Mauritius. 

Die Simulationen zeigen auch, dass der Funkfingerabdruck der Erde einen erheblichen Anteil aus Entwicklungsländern, einschließlich Afrika, beinhaltet. Dies, so die Wissenschaftler, sei eine spannende Entwicklung, die den Erfolg dieser Länder verdeutlicht, die Ära der Festnetztelefonie zu überspringen und direkt ins digitale Zeitalter einzusteigen.

Hohe Anzahl an Satelliten

Neben den Radiosignalen vereinfacht laut Garrett auch die bereits hohe Anzahl an Satelliten und der starke Ausbau eine Entdeckung der Erde.

„Aktuellen Schätzungen zufolge werden wir bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als hunderttausend Satelliten im erdnahen Orbit und darüber hinaus haben. Die Erde ist bereits auffällig hell im Radio-Teil des Spektrums; sollte dieser Trend anhalten, könnten wir für jede fortgeschrittene Zivilisation mit der entsprechenden Technologie leicht erkennbar werden.“

In den kommenden Jahren wird die Satellitenanzahl durch Starlink und andere große Konstellation, etwa ein chinesisches Projekt, das mit 13.000 Satelliten Starlink unterdrücken soll, weiter zunehmen.

Fortgeschrittene Zivilisationen im Universum

Dr. Nalini Heeralall-Issur, außerordentliche Professorin an der Universität von Mauritius, ist überzeugt davon, dass im Universum fortgeschrittene Zivilisationen leben, die den Menschen entdecken könnten.

„Täglich erfahren wir mehr über die Eigenschaften von Exoplaneten durch Raummissionen wie Kepler und dem Transiting Exoplanet Survey Satellite, ergänzt durch weitere Erkenntnisse vom James-Webb-Weltraumteleskop. Ich bin überzeugt, dass es dort draußen fortgeschrittene Zivilisationen gibt und einige von ihnen in der Lage sein könnten, die von Menschen verursachten Radiosignale, die von der Erde ausgehen, wahrzunehmen.“

Auch Wissenschaftler der Universität Nottingham, die eine Aktualisierung der Drake-Gleichung erstellt haben, sind sich sicher, dass in der Milchstraße neben der Menschheit 35 weitere intelligente Lebensformen existieren.

Das Forschungsteam plant nun, ihre Untersuchungen auszuweiten und weitere Faktoren, die zur Radioemission der Erde beitragen, einzubeziehen. Dazu gehören leistungsstarke zivile und militärische Radaranlagen, neue digitale Rundfunksysteme, WLAN-Netzwerke, einzelne Mobiltelefone und die wachsende Anzahl von Satellitenkonstellationen.

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/stad378

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