Wirkung einer Atombombe

China erforscht Hyperschall-Weltraumwaffe Gottesstab

Robert Klatt

Weltraumwaffe „Gottesstab“ )kcotS ebodAsegami pot(Foto: © 

China hat das Zerstörungspotenzial der Weltraumwaffe Gottesstab, dessen Konzept die U.S.A. bereits im Kalten Krieg entwickelt haben, untersucht. Bisher soll die Waffe noch nicht im Einsatz sein.

Taiyuan (China). Im Kalten Krieg haben die U.S.A. das Potenzial von im Weltraum positionierten Waffen untersucht. Diese Waffen, bei denen ein Satellit im Erdorbit Metallstangen freisetzt, die hoher Geschwindigkeit auf die Erde treffen, könnten bei ihrem Aufprall verheerende Schäden anrichten. Eines dieser Vorhaben war unter dem Namen „Project Thor“ bekannt. Als die Luftwaffe im Jahr 2003 dieses Konzept erneut untersuchte, erhielt es den Namen Gottesstab.

Das Konzept der United States Air Force (USAF) sieht spezielle Wolframstäbe vor, die einen Durchmesser von 30 Zentimetern und eine Länge von sechs Metern haben. Bei einer vollständigen Satelliten-Konstellation könnte innerhalb von 12 bis 15 Minuten ein Wolframstab auf jeden Punkt der Erde geschossen werden. Dieser erreicht dabei Hyperschallgeschwindigkeiten, also die mindestens fünffache Schallgeschwindigkeit (6.175 km/h). Weil Wolfram einen sehr hohen Schmelzpunkt hat, würde die Waffe beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht verglühen.

Potenzial des Gottesstabs untersucht

Die USAF schätzte, dass der Aufprall die Explosionskraft einer Atombombe hat. Weil die Zerstörungskraft ausschließlich durch die kinetischen Energie des Gottesstabs entstehen würde, würde dabei keinerlei nukleare Strahlung emittiert werden.

Laut der South China Morning Post (SCMP) haben Forscher North University of China (NUC) nun das Potenzial der Hyperschall-Weltraumwaffe genauer untersucht. Ihre Studie basiert auf der Annahme, dass die Wolframgeschosse die neunfache Schallgeschwindigkeit (11.000 km/h) erreichen.

Hochdruckstoßwelle erzeugt Plasma

Ein Aufprall dieser Geschosse würde eine mächtige Druckwelle erzeugen, wodurch das getroffene Ziel zu Plasma komprimiert wird. Die dabei resultierenden elektrischen Ströme wären sehr leitfähig und könnten ein Magnetfeld initiieren. Dieses Magnetfeld würde wiederum das Plasma noch weiter beschleunigen.

Bei einem Aufprall würde ein solcher Plasmastrahl das Ziel durchdringen. Aber diese enormen Kräfte beeinflussen auch das Wolfrumprojektil selbst. Ein Segment von etwa 70 cm Länge des Wolfrumstabs würde laut den Experten schon bei einer Geschwindigkeit von Mach 8 beim Einschlag sofort verdampfen.

Beeinflusst die Geschwindigkeit die Explosionskraft?

Nach der Analyse führt eine höhere Geschwindigkeit von Wolfrumprojektilen nicht zwangsläufig zu einer höheren Explosionskraft. Die Studie zeigt, dass das Projektil in Beton etwa 80 Mal seinen eigenen Durchmesser bei einer Geschwindigkeit von 3,5-facher Schallgeschwindigkeit durchdringen kann. Hyperschallgeschwindigkeiten würden paradoxerweise nicht zu einer tieferen Eindringtiefe führen.

Eine höhere Geschwindigkeit des Projektils könnte seine Durchschlagskraft sogar verringern. Zum Beispiel würde eine Wolframstange mit 30 cm Durchmesser bei Mach 8 nur 15 Meter tief in ein Ziel eindringen.

Experimente mit dem Gottesstab

Aktuell gibt es keine Belege dafür, dass über die theoretische Planung einer solchen Weltraumwaffe hinaus konkrete Schritte unternommen wurden. Dennoch führte China im Jahr 2018 ein Experiment durch, bei ein 140 Kilogramm schwerer Wolframstab mit einer Geschwindigkeit von 4,6 Kilometern pro Sekunde in der Wüste Gobi abgefeuert wurde. Es entstand dadurch ein Krater mit einem Durchmesser von 4,6 Metern und einer Tiefe von 3 Metern.

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