Robert Klatt
China möchte mit einer eigenen Satelliten-Konstellation den Ausbau von Starlink unterdrücken, um sich Chancen und Vorteile im niederen Orbit zu sichern. Zudem könnten die chinesischen Satelliten Anti-Starlink-Instrumente enthalten.
Peking (China). SpaceX, ein privates Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, möchte ein Satellitennetzwerk aus etwa 40.000 Kleinsatelliten errichten, um weltweit Internet anbieten zu können. Ende 2022 befanden sich bereits 3376 Starlink-Satelliten im Erdorbit. Genehmigt sind bisher 19.427 Satelliten. Außerdem hat SpaceX noch Anträge für weitere 22.488 Satelliten eingereicht, über die noch nicht entschieden wurde. In der Astronomie ist diese gigantische Anzahl an Satelliten, die dem Fünffachen aller von 1957 bis 2019 gestarteten Satelliten entspricht, umstritten, weil sie unter anderem die Beobachtung des Weltraums von der Erde erschwert.
Auch China hat bereits bei den Vereinten Nationen (UN) eine Beschwerde gegen SpaceX eingereicht, weil die Raumstation Himmelspalast (Tianhe) bereits mehrmals Ausweichmanöver aufgrund von Starlink-Satelliten einleiten musste. Nun berichtet die South China Morning Post (SCMP), dass China ein eigenes Satellitennetzwerk als Maßnahme gegen Starlink im Erdorbit installieren möchte. Zudem sollen die Satelliten ebenfalls die gesamte Erde mit Internet versorgen.
Das Großprojekt mit dem Codenamen „GW“ soll in der finalen Ausbaustufe aus 12.992 Satelliten bestehen. Das entspricht etwa der Anzahl an Satelliten, über die Starlink bis 2027 verfügen soll. Die Regierung hat bisher noch keinen genauen Zeitplan für das Projekt veröffentlicht. Es heißt lediglich, dass die Satelliten sehr schnell im Orbit sein sollen, bevor Starlink komplett ausgebaut ist. China möchte damit sicherstellen, dass sie im niederen Orbit Platz haben, bevor die Starlink-Konstellation alle Plätze einnimmt.
Laut einem Mitte Februar 2023 publizierten Dokument zu Anti-Starlink-Maßnahmen sollen sich die Satelliten in Umlaufbahnen um die Erde bewegen, in denen sich bisher noch keine Starlink-Satelliten befinden. Es sollen dadurch Chancen und Vorteile in Höhenlagen gewonnen werden, in denen der Konkurrenz aus den U.S.A. noch nicht aktiv ist. Außerdem erhofft sich China, durch die Satelliten den Ausbau der Starlink-Konstellation zu unterdrücken.
In dem offiziellen Dokument heißt es zudem, dass die chinesischen Satelliten auch Anti-Starlink-Instrumente haben könnten, mit denen die Satelliten von SpaceX überwacht und ausspioniert werden können. Dies passt ebenfalls zu älteren Plänen der Regierung, laut denen ein die Position aller Starlink-Satelliten überwacht werden soll.
Die Satelliten-Konstellation aus den U.S.A. wird von der chinesischen Regierung schon lange als kritisch angesehen, weil sie einen hohen militärischen Nutzen hat, der kürzlich in der Ukraine deutlich wurde. China geht zudem davon aus, dass Starlink für Angriffe auf die chinesische Infrastruktur im Weltraum verwendet werden könnte.
Bereits Mitte 2022 haben führende chinesische Wissenschaftler aus Gründen der nationalen Sicherheit deshalb die Entwicklung von Angriffsmethoden auf Starlink-Satelliten gefordert. Laut ihnen muss China „weiche und harte Methoden“ entwickeln, mit denen die Satelliten im Falle eines Krieges „kostengünstig und hocheffizient“ angegriffen werden können. Ende 2022 simulierten Forscher vom Northwest Institute of Nuclear Technology der chinesischen Volksbefreiungsarmee zudem einen Atomwaffenangriff auf Starlink-Satelliten.