Robert Klatt
Proben der chinesischen Raumsonde Chang'e 5 haben erstmals einen direkten Beleg für Wasser im Mondregolith erbracht.
Peking (China). Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat bereits im Oktober 2009 eine Lcross (Lunar Crater Observation and Sensing Satellite) Sonde auf der Mondoberfläche einschlagen lassen, um damit Staub aufzuwirbeln. Mithilfe von Spektrometern und Infrarotkameras konnten die Wissenschaftler dann die chemische Zusammensetzung des Mondes analysieren. Dabei fanden sie heraus, dass am Südpol des Mondes eine Wassermenge existiert, die etwa der Größe des Bodensees entspricht.
Chinesische Astronomen haben im Rahmen der Mondmission Chang'e 5 nun erstmals Wasseranteile im Mondregolith direkt nachgewiesen. Laut einer Publikation der Raumfahrtbehörde CNSA im Fachmagazin Science Advances analysierten die Wissenschaftler dafür Proben, die am 17. Dezember 2020 in der Inneren Mongolei landeten.
Laut der Analyse sind im Regolith des Mondes etwa 120 Teile pro Million (ppm) Wasser als Hydroxyl oder als H2O vorhanden. Der Mondboden beinhaltet pro Tonne demnach 120 Gramm Wasser. Im blasigen Gestein des Mondes sind pro Tonne sogar bis zu 180 Gramm Wasser vorhanden.
Laut den Wissenschaftlern ist das Wasser auf dem Mond „größtenteils auf die Einwirkung des Sonnenwindes zurückzuführen“. Neben dem Wasserstoff der Sonnenwinde stammen etwa 60 ppm Wasser im Mondregolith vermutlich aus dem Inneren des Mondes.
„Die zurückgegebenen Proben sind eine Mischung aus Granulat an der Oberfläche und im Untergrund. Aber eine In-situ-Sonde kann die äußerste Schicht der Mondoberfläche messen“, erklärt Lin Honglei vom Institut für Geologie und Geophysik der CAS. Die Autoren gehen davon aus, dass der Mond durch die Entgasung des Mantelreservoirs irgendwann trocken wurde.
Die chinesische Studie liefert somit einen direkten Beweis dafür, dass Wassergewinnung auf dem Mond prinzipiell möglich ist. Dies ist wichtig, weil China gemeinsam mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos eine permanente Basis auf dem Mond erreichten wollen, deren Astronauten mit Wasser versorgt werden müssten. Außerdem könnte das Wasser auch zur Herstellung von Treibstoff verwendet werden. Der Mond könnte so als Startplattform für bemannte Missionen zu weitentfernten Zielen wie dem Mars dienen.
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.abl9174