D. Lenz
Astronomen haben ein Referenzsystem für das Universum beschlossen und festgelegt, wo im Weltraum oben und unten ist.
Wien (Österreich). Selbstverständlich gibt es im Universum nicht wirklich ein „oben“ oder „unten“, dennoch ist die Festlegung auf diese Bezugspunkte wichtig, um sich etwa besser im Weltall orientieren zu können. Auf der Generalversammlung der Internationalen Astronomen Union (IAU) haben Astronomen daher für die Einführung eines verbindlichen Koordinatensystems gestimmt. Science-Fiction Fans mag dies leicht an Star Trek erinnern, wo man beispielsweise unsere Milchstraße aus Orientierungsgründen in Quadranten und Sektoren aufgeteilt hat.
Die Einführung dieses Referenzsystems hat einen einfachen Grund: Möchte man auf der Erde beispielsweise Berggipfel vermessen, benötigt man dazu ein Referenzsystem. So werden etwa Längen- und Breitengrad sowie die Höhe des Meeresspiegels als Ausgangswerte für solche Vermessungen genommen. Ein solches verlässliches System wird auch im Universum benötigt.
„Die von der Erde aus sichtbaren Fixsterne am Nachthimmel zu nehmen ist keine gute Idee“, so Johannes Böhm vom Department für Geodäsie und Geoinformation der technischen Universität Wien, die bei der Entwicklung des Referenzsystems mitgewirkt hat. Diese Sterne werden ihren Namen leider nicht gerecht. „Sie verschieben sich im Laufe der Zeit ein wenig gegeneinander, sodass man alle paar Jahre ein neues Referenzsystem definieren müsste, um die nötige Genauigkeit zu erhalten.“
Anstatt der Fixsterne diesen für das neue Referenzsystem, mit dem Namen ICRF3, extragalaktische Radioquellen als Bezugspunkte. Bei diesen Radioquellen handelt es sich um Quasare beziehungsweise extrem massereiche Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien, welche viele Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind. „Diese Strahlungsquellen sehen von der Erde betrachtet praktisch punktförmig aus und durch ihre enorme Entfernung eignen sie sich ideal zum Festlegen eines weltweit gültigen Referenzsystems“, so Böhm. Die minimalen Bewegungen der Strahlungsquellen sind durch ihre riesigen Entfernungen zur Erde vernachlässigbar.
Das ICRF3 ermöglicht die Positionsangabe von Radioquellen mit einer Genauigkeit von 30 Mikro-Bogensekunden. „Das entspricht in etwa dem Durchmesser eines Tennisballs auf dem Mond, von der Erde aus gesehen“, erklären die Astronomen. Für die nötigen Berechnungen des intergalaktischen Koordinatensystems kam unter anderem der Supercomputer Vienna Scientific Cluster 3 zum Einsatz.
ICRF3 soll unter anderem dazu genutzt werden, um die Position von Raumfahrzeugen anzugeben oder für das Wandern der Pole beziehungsweise für die Präzession der Erdachse.