Robert Klatt
Radioteleskope suchen seit 60 Jahren nach Signalen von außerirdischen Zivilisationen. Eine Studie erklärt nun, wieso die Suche bisher erfolglos war und wann der Erstkontakt erfolgen könnte.
Lausanne (Schweiz). Im Jahr 1932 stieß der in den Vereinigten Staaten tätige Physiker und Funktechnikexperte Karl Guthe Jansky auf extraterrestrische Radiosignale, welche ihren Ursprung in der Milchstraße hatten. Die Entdeckung erregte großes Aufsehen, doch aufgrund der herrschenden Wirtschaftskrise war niemand bereit, finanzielle Mittel für die weitere Erforschung bereitzustellen. Infolgedessen nahm der US-amerikanische Physiker und Kommunikationstechniker Grote Reber 1937 die Angelegenheit selbst in die Hand und konstruierte unabhängig einen Detektor, ausgestattet mit einer neun Meter durchmessenden Parabolantenne, das erste Radioteleskop der Weltgeschichte.
Mit diesem bahnbrechenden Instrument unternahm er die erste globale Untersuchung des Himmels im Radiofrequenzspektrum. Obwohl die Menschen schon seit mehreren Jahrzehnten Universum nach elektromagnetischen Signalen von Außerirdischen durchsuchen, blieb die Suche bislang erfolglos.
Der Wissenschaftler Claudio Grimaldi von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in der Schweiz unterteilt die vorherrschenden Theorien zur bisherigen Funkstille laut seiner Publikation im The Astronomical Journal in zwei unterschiedliche Kategorien: optimistisch und pessimistisch.
Die optimistische Annahme basiert darauf, dass die bisher verwendeten Detektoren möglicherweise unzureichend empfindlich waren, oder dass potenzielle Signale übersehen oder verfehlt wurden, beispielsweise durch eine falsche Ausrichtung unserer Teleskope. Die pessimistische Hypothese hingegen postuliert, dass das Fehlen von Signalen als Indiz dafür angesehen werden könnte, dass in unserer Galaxie keine weiteren intelligenten Lebensformen existieren.
Grimaldi verfolgt eine alternative Hypothese, wonach die Erde möglicherweise innerhalb einer Blase liegt, in die bislang keine extraterrestrischen Signale eingedrungen sind. Der Kosmos ist einfach zu weitläufig, um auf der Suche nach diesen Signalen vollständig durchkämmt zu werden. Daher könnte es sein, dass nicht genügend außerirdische Übertragungen unseren Standort erreichen.
Die Grundlage dieser Annahme ist ein statistisches Modell, das zuvor zur Untersuchung von porösen Materialien wie Schwämmen angewendet wurde. Im gegebenen Kontext wurde das Modell genutzt, um die potenzielle Verteilung von außerirdischen Signalquellen im Weltraum zu bewerten. Die Poren in den Schwämmen repräsentieren jene Bereiche, in denen keine Signale vorliegen.
Das von Grimaldi und seinem Team entwickelte Modell beruht auf der Annahme, dass es in der Milchstraße zu jedem Zeitpunkt mindestens eine Quelle technischer elektromagnetischer Signale gibt und die Erde sich seit wenigstens sechs Jahrzehnten in einer „stillen“ Blase befindet.
Unter dieser Voraussetzung existieren in unserer Galaxie statistisch betrachtet mindestens fünf elektromagnetische Emissionen pro Jahrhundert, was äußerst selten ist. Im optimistischen Szenario müssten wir weitere 60 Jahre warten, bis ein solches Signal unseren Standort erreicht. Im pessimistischen Fall könnte dies bis zu 2.000 Jahre in Anspruch nehmen.
Selbst modernste Teleskope und Observatorien, die derzeit eingesetzt werden, erfassen lediglich einen vergleichsweise kleinen Himmelsausschnitt. Grimaldi betont, dass wir tatsächlich nicht genau wissen, in welche Richtung wir schauen oder auf welche Frequenzen und Wellenlängen wir uns konzentrieren sollten.
„Wir suchen erst seit 60 Jahren.“
Die Wahrscheinlichkeit, in den kommenden 60 Jahren erfolgreich Signale zu detektieren, bleibt statistisch gesehen gering. Dennoch ermutigt Grimaldi, weiterhin geduldig zu sein und die Suche fortzusetzen.
The Astronomical Journal, doi: 10.3847/1538-3881/acc327