Drehrichtung von Galaxien

Die Erde könnte sich in einem Schwarzen Loch befinden

 Robert Klatt

Beobachtbares Universum könnte in einem Schwarzen Loch liegen )kcotS ebodAiksvodasmidaV(Foto: © 

Es existiert bereits seit rund 50 Jahren eine Theorie, laut der das beobachtbare Universum sich im Inneren eines Schwarzen Lochs befindet. Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hat nun Hinweise entdeckt, die diese Theorie unterstützen.

Manhattan (U.S.A.). Der theoretische Physiker Raj Kumar Pathria und der Mathematiker Irving John Good haben bereits in den 1970er-Jahren ein Modell veröffentlicht, laut dem das beobachtbare Universum sich im Inneren eines Schwarzen Lochs befinden könnte. Laut der Theorie ist das Schwarze Loch, das das beobachtbare Universum und damit auch die Milchstraße und die Erde enthält, ein Bestandteil eines großen Multiversums. In diesem Multiversum soll eine Vielzahl an Schwarzen Löchern existieren, die jeweils ein Universum beinhalten, das durch das Schwarze Loch erreicht werden kann.

Wissenschaftler der Kansas State University (KSU) haben nun eine Studie publiziert, die diese Theorie unterstützt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society zeigen Daten des James Webb Space Telescope Advanced Deep Extragalactic Survey (JADES), dass die Mehrheit aller Galaxien in dieselbe Richtung rotiert. Etwa zwei Drittel der Galaxien aus der 263 Galaxien umfassenden Stichprobe dreht sich demnach im Uhrzeigersinn und nur ein Drittel in die entgegengesetzte Richtung.

„Die Analyse der Galaxien erfolgte anhand einer quantitativen Untersuchung ihrer Formen. Doch der Unterschied ist so offensichtlich, dass jeder ihn auf den Bildern erkennen kann. Man benötigt keine speziellen Kenntnisse – mit der Auflösung des James-Webb-Teleskops kann es jeder sehen.“

Drehrichtung der Galaxien

Die mit und gegen den Uhrzeigersinn ablaufende Drehrichtung der Galaxien müsste in einem komplett zufälligen Universum jedoch etwa gleich auftreten. Laut den Forschern lässt sich die deutliche Abweichung davon mit zwei Theorien erklären.

Das beobachtbare Universum könnte demnach in einem Schwarzen Loch entstanden sein, das die Drehrichtung der Galaxien beeinflusst. Diese Erklärung stimmt mit der These von Pathria und Good überein.

„Es ist noch unklar, warum das passiert, aber es gibt zwei Haupttheorien. Eine Möglichkeit ist, dass das Universum bereits mit einer Drehbewegung geboren wurde. Diese Hypothese passt zu Modellen wie der Schwarzes-Loch-Kosmologie, die besagt, dass das gesamte Universum das Innere eines Schwarzen Lochs ist. Falls das Universum tatsächlich mit einer Rotation entstanden ist, wären die gängigen kosmologischen Theorien unvollständig.“

Alternativ lassen sich die Beobachtungen auch durch einen Messfehler erklären, der auf den optischen Dopplereffekt zurückgeht. Der Dopplereffekt sorgt dafür, dass das Licht von Galaxien, die sich entgegen der Rotation der Erde bewegen, heller erscheint. Wenn der Einfluss der Rotationsgeschwindigkeit der Milchstraße darauf unterschätzt wurde, könnte es passieren, dass die Drehrichtung der Galaxien nicht korrekt bestimmt wurde.

„Falls dies der Fall ist, müssen wir unsere Entfernungsberechnungen für das tiefe Universum neu kalibrieren. Eine solche Neukalibrierung könnte auch andere ungelöste Fragen der Kosmologie klären – etwa die unterschiedlichen Expansionsraten des Universums oder das Paradoxon großer Galaxien, die nach bisherigen Berechnungen älter sein müssten als das Universum selbst.“

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/staf292

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