Robert Klatt
Die Zwerggalaxie UMa3/U1 enthält nur 60 Sterne und wird trotzdem nicht von der Milchstraße zerrissen, weil sie von Dunkler Materie zusammengehalten wird.
Victoria (Kanada). In der Astronomie dient Dunkle Materie als Erklärung für die Bewegungen von Galaxien im Universum. Obwohl die Existenz der Dunklen Materie bisher nicht experimentell belegt wurde, akzeptiert die Wissenschaft dies, weil Dunkle Materie eine Vielzahl von grundlegenden Fragen der Astrophysik beantwortet. Forscher der University of Victoria (UVic) haben nun eine extrem lichtschwache Zwerggalaxie entdeckt, die ohne Dunkle Materie nicht existieren könnte.
Laut der Publikation im The Astrophysical Journal besteht die Galaxie mit dem Namen Ursa Major III/UNIONS 1 (UMa3/U1) aus nur 60 Sternen und ist über zehn Milliarden Jahre alt. Die kleine Galaxie umkreist die Milchstraße, wurde bisher aber noch nicht durch die auseinandergerissen, was dafürspricht, dass sie von Dunkler Materie zusammengehalten wird. Weil kleine Galaxien tausende, bis Millionen Sterne enthalten, bedeutet die geringe Anzahl an Sternen von UMa3/U1, dass die Galaxie unter den bekannten Objekten im Weltraum wohl den größten Anteil an Dunkler Materie hat.
Die Nachbargalaxie der Milchstraße wurde mit dem Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) entdeckt, das sich auf dem Vulkan Mauna Kea auf Hawaii befindet. Beobachtungen der Galaxie belegen, dass diese sich auch durch die inneren Regionen der Milchstraße bewegt. Zudem zeigen Analysen, dass die Sterne von UMa3/U1 in der Frühzeit des Universums entstanden sind, also extrem alt sind.
Laut den Astronomen ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass UMa3/U1 trotz ihrer ungewöhnlich geringen Anzahl an Sternen eine Zwerggalaxie und kein Sternenhaufen ist. Außerdem sprechen auch Prognosen des Standardmodells der Kosmologie dafür, dass lichtschwache, alte Galaxien mit einem hohen Anteil an Dunkler Materie existieren. UMa3/U1 ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit die dunkelste und nächste Zwerggalaxie der Milchstraße, die die Wissenschaft bisher beobachtet hat.