Dennis L.
Unter der minus 200 Grad Celsius kalten Eisoberfläche des Enceladus könnte Leben existieren. Ein Einzeller konnte sich unter simulierten Bedingungen vermehren.
Wien (Österreich). Das Spurengas Methan entsteht überwiegend durch biologische Prozesse, beispielsweise durch Fäulnisprozessen in Sümpfen und Wäldern, die unter Luftabschluss durch Mikroorganismen erfolgen. Methan das auf fremden Himmelskörpern gefunden wird ist daher für Astrobiologen ein Hinweis darauf, dass dort Leben existieren könnte. Ein internationales Team das von Wissenschaftler der Universität Wien angeführt wird ist der Meinung, dass Methan, welches auf dem Saturnmond Enceladus gefunden wurde, ein Hinweis auf Leben sein könnte.
Die Wissenschaftler haben in der Fachzeitschrift Nature Communications nun über ein Experiment berichtet, bei dem sie die Lebensbedingungen auf dem Eismond nachgebildet haben. Lebensfeindlicher als Enceladus, mit seinen minus 200 Grad Celsius und der eisbedeckten Oberfläche kann ein Ort auf den ersten Blick eigentlich gar nicht sein. Die Nasa-Sonde Cassini entdeckte jedoch, dass einige Kilometer unter der Eiskruste ein salziger Ozean vorhanden ist. Im Süden des Mondes wurden auf der Oberfläche Fontänen entdeckt, die Wasserdampf, Gase und Eispartikel ins Weltall spucken. Eine Analyse dieser Absonderungen zeigte, dass es auf dem Meeresgrund heiße Quellen geben muss, deren Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius erreichen.
Das Team rund um Simon Rittmann hat untersucht, ob in den Tiefen des Ozeans auf dem Saturnmond irdisches Leben gedeihen könnte. Die methanbildenden Einzeller (Methanogene) aus der Gruppe der Archaea gelten als das älteste auf der Erde vorkommende Leben. Ihr Stoffwechsel benötigt Wasserstoff und Kohlendioxid, die beide auf Enceladus durch die Sonde Cassini nachgewiesen wurden.
Im Mediencenter der Universität Wien berichten die Wissenschaftler, dass sich die Mikroben im Laborversuch als Überlebenskünstler herausgestellt haben. Rittmann erklärte, dass "sie gezeigt haben, dass Methanogene unter Enceladus-ähnlichen Bedingungen zur Vermehrung fähig sind und ein Teil des in den Fontänen nachgewiesenen Methans prinzipiell biologischen Ursprungs sein könnte. Insbesondere ein Stamm aus der japanischen Tiefsee, der an sehr hohe Temperaturen und hohen Druck angepasst ist, war besonders geeignet." Methanothermococcus okinawensis kommt in der zu Japan gehörenden Okinawa-Senke vor die fast 1.000 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und als lebensfeindlich gilt.
Das Team der Universität Wie hat mit Forscher der Universität Linz im Labor die Druck-, Temperatur und chemischen Bedingungen nachgestellt, die so am wahrscheinlisten im Ozean auf dem Saturnmond herrschen. Sie wurden von Wissenschaftlern der Universität Hamburg und der Universität Bremen unterstützt, die Modellrechnungen für das Forschungsprojekt durchführten.
Das Experiment zeigte, dass die Tiefseemikroben aus Japan auch bei 50 Bar Druck noch Nachwuchs zeugen konnten. Wenn der Druck noch weiter erhöht wurde, nahm ihre Aktivität aber deutlich ab. Im simulierten Enceladus-Meer konnten sich aber auch andere Archaea vermehren.
Der Exomars-Satellit sucht aktuell nach Methanquellen auf dem roten Planeten. Im nächsten Schritt wollen die Forscher versuchen auf dem Mars Mikroben aufzuspüren. Rittmann erklärte jedoch, dass "Eismonde wie Enceladus oder der Jupitermond Europa der ebenfalls einen unterirdischen Ozean besitzt" bessere Aussichten bieten, außerirdisches Leben zu entdecken.
Sollte sich Vermutung bewahrheiten und wirklich methanbildendes Leben auf Enceladus existieren, könnte dies laut den Wissenschaftlern durch typische Biosignaturen verifiziert werden.
Nature Communications: Article number: 748 (2018)