Robert Klatt
Der erdnächste Einzelstern, der Rote Zwerg Barnards Stern, wird von einem Exoplaneten umkreist. Ein Jahr auf dem Exoplaneten Barnard b dauert lediglich drei Erdentage.
La Laguna (Spanien). Die Astronomie hat in den letzten Jahren im Umkreis von 20 Lichtjahren mehr als 30 Exoplaneten entdeckt, darunter auch zwei Exoplaneten in „nur“ 4,2 Lichtjahre entfernten System Proxima Centauri, dem erdnächsten Sternensystem. Nun haben Wissenschaftler mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) beim erdnächsten Einzelstern, dem nur sechs Lichtjahre entfernten Barnards Stern, einen Exoplaneten entdeckt. Erste Hinweise darauf wurden bereits 2018 gefunden. Die Existenz des Exoplaneten beim Barnards Stern konnte laut der Publikation im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics jedoch erst jetzt bestätigt werden.
Wie Jonay González Hernández, Forscher am Instituto de Astrofísica de Canarias erklärt, ist die Bestätigung des Exoplaneten das Ergebnis von Beobachtungen, die die Astronomen in den letzten fünf Jahren durchgeführt haben.
„Auch wenn es lange gedauert hat, waren wir immer zuversichtlich, dass wir etwas finden würden.“
Die Astronomen um González Hernández haben nach möglichen Exoplaneten in der habitablen Zone des Barnards Sterns gesucht, also in einem Bereich, in dem auf der Planetenoberfläche flüssiges Wasser und damit potenziell auch Leben existieren könnte. In der Astronomie sind Rote Zwerge wie Barnards Stern vom hohem Interesse, weil deren oft massearme Gesteinsplaneten relativ leicht zu erkennen sind.
Der neuentdeckte Exoplanet Barnard b umkreist seinen Stern rund zwanzigmal näher als der Merkur die Sonne. Barnard b umrunden seinen Stern in 3,15 Erdentagen hat eine Oberflächentemperatur von rund 125 Grad Celsius. Er ist somit deutlich zu warm für Lebensformen, die dem Leben auf der Erde ähneln.
„Barnard b ist einer der masseärmsten bekannten Exoplaneten und einer der wenigen, deren Masse geringer ist als die der Erde. Aber der Planet ist zu nah am Stern, näher als die habitable Zone. Selbst wenn der Stern etwa 2500 Grad kühler ist als unsere Sonne, ist es dort zu heiß, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche zu ermöglichen.“
Um den Exoplaneten Barnard b zu untersuchen, haben die Forscher das Echelle SPectrograph for Rocky Exoplanet and Stable Spectroscopic Observations (ESPRESSO) verwendet. Es handelt sich dabei um ein neues Instrument, mit dem die Anziehungskraft von Exoplaneten und Sternen bestimmt werden kann. Die Astronomen haben die Daten zusätzlich mit weiteren Instrumenten bestätigt, darunter der High Accuracy Radial velocity Planet Searcher (HARPS).
Zudem haben die Forscher Indizien für drei weitere Exoplaneten um den Barnards Stern entdeckt. Diese müssen jedoch erst mit dem ESPRESSO bestätigt werden.
„Wir müssen diesen Stern nun weiter beobachten, um die Signale der anderen Kandidaten zu überprüfen. Aber die Entdeckung dieses Planeten, zusammen mit anderen früheren Entdeckungen wie Proxima b und d, zeigt, dass unser kosmischer Hinterhof voller massearmer Planeten ist.“
Astronomy & Astrophysics, doi: 10.1051/0004-6361/202451311