Robert Klatt
Das bisher erdnächste bekannte Schwarze Loch BH1 hat eine Entfernung von 1.560 Lichtjahren. Nun wurde ein neuer Rekordhalter entdeckt, der sich deutlich näher an der Erde befindet.
Padova (Italien). Astronomen des Max-Planck-Instituts für Astronomie (MPIA) des Harvard–Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) und des NOIRLab haben Ende 2022 das bisher erdnächste Schwarze Loch BH1 entdeckt, das sich in 1.560 Lichtjahren Entfernung zu unserem Planeten befindet. Nun haben Forscher der University of Padua (UNIPD) im Sternhaufen Hyaden Hinweise auf mehrere Schwarze Löcher im Sternhaufen Hyaden entdeckt.
Laut der Publikation in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society haben die Astronomen um Stefano Torniamenti eine Simulation der Bewegungsabläufe sämtlicher Sterne innerhalb des Sternhaufens Hyaden durchgeführt. Die generierten Daten wurden anschließend mit den tatsächlichen Beobachtungen verglichen. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Masse und Dimension des Sternenhaufens in der Simulation und den realen Bedingungen nur dann konsistent sind, wenn in seinem Zentrum zwei bis drei Schwarze Löcher existieren.
Wenn diese Theorie korrekt ist, bedeutet dies, dass der Sternhaufen Hyaden das erdnächste Schwarze Loch beheimatet. Mit einer Entfernung von „nur“ 150 Lichtjahren wäre das Schwarze Loch nur rund ein Zehntel so weit von der Erde entfernt, wie der bisherige Rekordhalter BH1.
Entdeckt wurde BH1 mit Daten des Gaia-Weltraumteleskops der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), das im Jahr 2013 ins All befördert wurde und während seiner Umlaufbahn um die Sonne Parallaxenmessungen vollzieht. Es kann dadurch die Positionen einer stetig wachsenden Anzahl an Sternen und Galaxien mit zunehmender Genauigkeit ermitteln.
Laut den Forscher sind Sternhaufen kollektive Ansammlungen von hunderten Sternen, die sich durch spezifische Charakteristika wie Alter und chemische Konstitution auszeichnen. Die Hyaden, alternativ als „Regengestirn“ oder „die Schweinchen“ bezeichnet, sind der nächstgelegene Sternhaufen und hat deshalb in der Astronomie eine hohe wissenschaftliche Relevanz.
Aus den durchgeführten Simulationsanalysen der Sternbewegungen innerhalb dieses Haufens lässt sich schlussfolgern, dass die Dynamik am plausibelsten durch die Anwesenheit mehrerer Schwarzer Löcher interpretiert werden kann. Es bleibt jedoch ebenfalls im Bereich des Möglichen, dass solche Schwarzen Löcher vor etwa 150 Millionen Jahren aus der Struktur herauskatapultiert wurden.
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/stad1925
