Robert Klatt
Deutschland hat 2020 den Bau eines schwimmenden Weltraumbahnhofs in der Nordsee angekündigt. Nun ist bekannt, wann die erste Rakete starten wird.
Bremen (Deutschland). Die German Offshore Spaceport Alliance (GOSA) hat bereits 2020 bekannt gegeben, einen Weltraumbahnhof zu bauen, von dem aus Deutschland Raketen mit Kleinsatelliten starten sollen. Eine Sprecherin des Betreiberkonsortiums erklärte 2022, dass der schwimmende Weltraumbahnhof seinen Betrieb 2023 aufnehmen soll. Bisher sind aber noch keine Raketen gestartet.
Nun hat der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) bekannt gegeben, dass im April 2024 die erste Rakete starten soll. Laut der Präsentation auf dem Weltraumkongress in Berlin soll ein niederländisches Unternehmen den ersten Launch von der mobilen Startplattform der GOSA durchführen.
Laut dem Konzept der GOSA startet die Rakete des Unternehmens T-Minus Engineering von einem Spezialschiff mit einer Startrampe. In Zukunft sollen von dort primär Microlauncher (Kleinraketen) starten, die Satelliten in polare und sonnensynchrone Umlaufbahnen bringen.
Der erste Start in den Weltraum soll vom sogenannten Entenschnabel in der Nordsee erfolgen. Es handelt sich dabei um einen Ort des Festlandsockels, der etwa 350 Kilometer von der Küste entfernt ist und der am weitesten nordwestliche Teil der deutschen Wirtschaftszone ist.
Die in Bremen ansässige GOSA ist eine Kooperation verschiedener Unternehmen, darunter neben dem Raumfahrtkonzern OHB die Schifffahrtsgesellschaft Harren & Partner, Tractebel DOC Offshore, das sich mit maritimen Projekten beschäftigt, Mediamobil, ein Spezialist für Offshore-Kommunikation, sowie der Hafenlogistiker BLG Logistics. Außerdem gehört das Versicherungsunternehmen Lampe & Schwartze zu den Beteiligten.
Auf dem Kongress betonte Siegfried Russwurm die Notwendigkeit, dass die Bundesregierung ihre Bemühungen in der Raumfahrtpolitik intensiviert. „New Space und die wirtschaftliche Nutzung des Alls sind entscheidend für das zukünftige Industrieland“, erklärt der Präsident des BDI. Er wies darauf hin, dass bestimmte Sektoren der deutschen Wirtschaft auf durch Satelliten bereitgestellte Daten angewiesen sind, etwa beim autonomen Fahren, Smart Farming oder bei Industrie 4.0.
„Wir müssen in Deutschland aufpassen, Fehler der Vergangenheit bei anderen Zukunftstechnologien, z.B. der Chipproduktion, nicht zu wiederholen. Die Konsequenzen und Kosten belasten uns bis heute. In immer mehr Branchen gilt: Wer im All nicht vorne mit dabei ist, wird auf der Erde kein Technologieführer sein.“