Robert Klatt
Alle bekannten Planeten drehen sich um einen Stern in der Milchstraße. Nun haben Astronomen womöglich den ersten extragalaktischen Exoplaneten in 28 Millionen Lichtjahren Entfernung entdeckt.
Cambridge (U.S.A.). Alle bekannten Planeten drehen sich um einen Stern in der Milchstraße, die auch die Heimatgalaxie der Erde ist. Wissenschaftlern Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) haben nun im Sternensystem M51-ULS-1 ein Objekt entdeckt, das der erste bekannte extragalaktische Exoplanet sein könnte. In ihrem Bericht (PDF) schreiben die Astronomen, dass das Objekt, das etwa die Größe des Saturn hat, sich in 28 Millionen Lichtjahren Entfernung von der Erde befindet. Laut Daten des Deutschem Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) befindet sich der bisherige Rekordhalter in „nur“ 22.000 Lichtjahren Entfernung zur Erde. Das nun entdeckte Objekt ist demnach mehr als tausendmal weiter von der Erde entfernt.
Wie die Wissenschaftler erklären, konnten sie das Objekt entdeckten, weil es sich in einem Röntgendoppelsternsystem befindet. Solche Systeme sind millionenfach heller als die Sonne, haben aber nur eine relativ geringe Strahlung auf einem kleinen Raum. Die Passage eines Exoplaneten kann die Röntgenstrahlung also für Beobachter auf der Erde vollständig verdecken.
Die Entdecker des Objekts suchten mit dem Chandra-Röntgenteleskop der NASA gezielt nach solchen Röntgendoppelsternsystemen. Erfolgreich waren sie beim Sternensystem M51-ULS-1, dessen Röntgenemission für mehr als drei Stunden auf null sanken. „Unsere Entdeckung des Planetenkandidaten gibt uns den ersten Einblick in externe Populationen von Planetensystemen und erweitert die Reichweite der Planetensuche auf Entfernungen, die etwa 10.000 Mal weiter entfernt sind“, erklärt Studienleiterin Rosanne Di Stefano.
Ob es sich bei dem Objekt tatsächlich um einen Exoplaneten handelt, kann die Forschung mit den vorhandenen Möglichkeiten nicht zeitnah verifizieren. Sie müsste dazu eine weitere Passage des vermeintlichen Exoplaneten vor dem Doppelstern abwarten. Bei der weiten Umlaufbahn geschieht dies aber erst in etwa 70 Jahren. „Und wegen der Unsicherheiten darüber, wie lange es genau dauert, wüssten wir nicht, wann wir suchen sollen“, so Nia Imara von der University of California in Santa Cruz.
Einige Astronomen kritisieren den Rückschluss auf einen mutmaßlichen Exoplaneten außerdem, darunter auch der Physiker Hugh Osborne, laut dem das TESS-Teleskop der Nasa nie eine vergleichbare Umlaufdauer entdeckt habe, obwohl das Teleskop mehr als 100 Millionen Sternensysteme am Tag beobachtet.