Robert Klatt
Im Sternbild Schütze wurde das erste einsame Schwarze Loch entdeckt, das sich ohne einen nahen Begleitstern durch den Weltraum bewegt. Die zur Entdeckung und Bestätigung nötige Beobachtung hat mehr als ein Jahrzehnt gedauert.
Baltimore (U.S.A.). Wissenschaftler des Space Telescope Science Institute (STScI) haben bereits 2022 ein dunkles Objekt entdeckt, das sich durch das Sternbild Schütze bewegt hat. Sie gingen bereits damals davon aus, dass es sich dabei um das erste bekannte Schwarze Loch ohne einen nahen Stern handelt. In der Astronomie hat diese Entdeckung für Aufsehen gesorgt, weil alle anderen bekannten stellaren Schwarzen Löcher an einen Stern gebunden sind. Ein weiteres Forschungsteam war jedoch 2022 der Ansicht, dass es sich bei der Entdeckung nicht um ein einsames Schwarzes Loch handelt und das Objekt stattdessen ein Neutronenstern sein könnte.
Nun haben die Forscher des STScI im Fachmagazin The Astrophysical Journal neue Daten publiziert, die belegen, dass das Objekt tatsächlich ein einsames Schwarze Loch ist, das sich ohne einen umlaufenden Stern durch den Weltraum bewegt.
„Es ist bisher das einzige dieser Art.“
Das Schwarze Loch befindet sich etwa 5.000 Lichtjahre von der Erde entfernt – also deutlich näher als das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, das ebenfalls im Sternbild Schütze liegt, aber rund 27.000 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Das einsame Schwarze Loch im Sternbild Schütze wurde erstmals im Juli 2011 beobachtet, als es sich vor einen lichtschwachen Hintergrundstern schob. Dabei wurde das Licht des Sterns durch die Gravitation des Schwarzen Lochs verstärkt und dessen Position allmählich verschoben.
„Die Position des Sterns verändert sich bis heute. Solche Beobachtungen dauern sehr lange. Alles verbessert sich, wenn man eine längere Beobachtungszeit und mehr Daten hat.“
Anschließend haben Astronomen mit dem Hubble-Weltraumteleskop (HST) zwischen 2011 und 2017 präzise Positionsmessungen des Objekts erstellt. Die aktuelle Studie basiert auf zusätzlichen Daten des HST auf 2021 und 2022 sowie Messungen der Gaia-Raumsonden. Laut den Daten hat das einsame Schwarze Loch etwa die siebenfache Masse der Sonne, mit einer Unsicherheit von ± 0,8 Sonnenmassen.
„Die Unsicherheit ist etwa halb so groß wie zuvor.“
Inzwischen hat die zweite Forschungsgruppe ihre Einschätzung revidiert und ebenfalls erkläre, dass es sich bei der Entdeckung um ein einsames Schwarzes Loch handelt, das laut ihrer Schätzung etwa die sechsfache Masse der Sonne hat.
The Astrophysical Journal, doi: 10.3847/1538-4357/adbe6e