Radarechos einer Sonde

Existiert flüssiges Wasser unter dem Mars-Südpol?

Robert Klatt

Eis am Südpol des Mars )ude.saxetu.swennilreB UF/RLD/ASE(Foto: © 

Eine neue Analyse von Radardaten des Mars zeigt, dass ein vermeintlicher See sehr wahrscheinlich nur ein altes Flussbett oder Vulkangestein ist.

Austin (U.S.A.). Die Astronomie konnte nachweisen, dass auf dem Mars Wasser im gefrorenen Zustand existiert, das sich besonders an den Polen mit ihren mehreren Kilometern dicken Eispanzern befindet. Ob auf dem Roten Planeten auch Wasser in flüssigem Zustand vorkommt, ist jedoch fraglich. Entsprechende Studien wurden weitestgehend widerlegt.

Nun haben Wissenschaftler der University of Texas eine Studie publiziert, die eine Veröffentlichung im Fachmagazin Science aus dem Jahr 2018 infragestellt. Ein vermeintlicher See am Südpol des Mars, den Forscher damals anhand von Radardaten erkannt haben wollten, könnten demnach auch lehmige Ablagerungen eines uralten Flussbetts oder ein Bereich mit Vulkangestein sein.

Reanalyse der Radardaten

Anhand der Radardaten vom Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionospheric Sounding (MARSIS) an Bord der ESA-Sonde Mars Express kamen Wissenschaftler um Roberto Orisei vom Istituto Nazionale di Astrofisica in Bologna ursprünglich zu dem Schluss, dass die überraschend starken Reflexionen durch einen unterirdischen See ausgelöst wurden. Dieser sollte in rund anderthalb Kilometer Tiefe in der Nähe der eigentlichen Polkappe liegen und eine größere Menge flüssiges Wasser enthalten.

Die nun im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlichte kritische Reanalyse der Daten von den Wissenschaftlern um Cyril Grima deutet hingegen nicht auf einen See hin.

Vulkangestein oder Flussbett?

Für ihre Reanalyse betrachteten die Forscher Radardaten von anderen Regionen des Mars, in denen kein Eis vorkommt. Sie simulierten dazu, wie das Signal dieser Regionen sich ändern würde, wenn dort ebenfalls eine anderthalb Kilometer dicke Eisschicht existieren würde.

Sie kamen so zu dem Ergebnis, dass eine glatte Gesteinsschicht vulkanischen Ursprungs unter Eis dieselben Reflexionen auslösen wurde wie flüssiges Wasser. Weil auf dem Mars Ebenen mit Vulkangestein häufig vorkommen, spricht die Simulation daher dafür, dass auch der vermeintliche See in Wirklichkeit nur Vulkangestein ist.

Überdies ist es möglich, dass die Signale vom Marssüdpol durch ein altes Flussbett entstanden sind. Dies wäre ein Hinweis darauf, dass in den Frühzeiten des Planeten tatsächlich flüssiges Wasser dort existierte.

„Damit Wasser so nah an der Oberfläche flüssig bleibt, muss es sowohl eine sehr salzreiche Umgebung als auch eine lokale Wärmequelle geben. Aber das passt nicht zu dem, was wir über diese Region wissen“, konstatiert Grima. Es ist demnach wahrscheinlich, dass das Radarecho nicht durch einen flüssigen See ausgelöst wurde.

Science, doi: 10.1126/science.aar7268

Geophysical Research Letters, doi: 10.1029/2021GL096518

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