Robert Klatt
Der Exoplanet WASP-103b umkreist seinen Stern so eng, dass dessen Gravitation ihn zu einem „Rugbyball“ verformt.
Bern (Schweiz). Der Exoplanet WASP-103b in 1225 Lichtjahren Entfernung zur Erde wurde bereits im Jahr 2014 entdeckt. WASP-103b umkreist seinen Stern in nur 0,02 Astronomischen Einheiten (AE) Entfernung. Dies entspricht etwa einem Zwanzigstel der Strecke zwischen dem Merkur und der Sonne. Durch die geringe Entfernung zu seinem Stern, der fast doppelt so groß ist, wie Sonne ist, braucht der Exoplanet für einen Umlauf weniger als einen Erdentag.
Diese besonderen Bedingungen machen WASP-103b zu einem interessanten Beobachtungsobjekt für die Astronomie. Wissenschaftler der Universität Bern vermuteten, dass auf dem Exoplaneten durch seine geringe Distanz zum Stern starke Gezeiten herrschen müssen. Sie beobachteten deshalb WASP-103b mit dem Cheops (CHaracterising ExOPlanet Satellite). Das präzise Observatorium ermöglichte es, die Lichtkurven mehrerer Transits des Exoplaneten vor seinem Stern aufzuzeichnen.
Dabei konnten sie laut ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics beobachten, dass die Gravitation des Sterns durch die geringe Entfernung den Exoplaneten stark verformt. Anstatt der typischen Kugelform ähnelt WASP-103b deshalb einem Rugbyball.
Anhand der Verformung konnten die Wissenschaftler überdies ermitteln, wie die Masse im Innern des Exoplaneten verteilt ist. Obwohl WASP-103b etwa doppelt so groß wie der Jupiter ist, hat der Exoplanet nur die anderthalbfache Masse des Planeten. WASP-103b ist also im Vergleich zum Jupiter signifikant aufgebläht. Ob dafür die Hitze des nahen Sterns oder andere Mechanismen verantwortlich sind, konnten die Forscher noch nicht bestimmen.
Auch die Bewegung von WASP-103b bestellt die Forschung bisher vor ein Rätsel. Eigentlich ist davon auszugehen, dass der Exoplanet durch das sehr enge Umkreisen seines Sterns immer näher an ihn herangezogen werden müsste. Die vorliegenden Messdaten zeigen jedoch, dass WASP-103b sich trotz der Anziehungskraft seines Sterns langsam von ihm entfernt. Auch die dafür vorliegenden Erklärungsversuche konnten die Forscher bislang weder verifizieren noch falsifizieren.
Astronomy & Astrophysics, doi: 10.1051/0004-6361/202142196