Robert Klatt
Auf dem Kleinplaneten Pluto sind durch einen besonderen Vulkanismus gigantische Eisberge entstanden.
San Antonio (U.S.A.). Astronomen des Southwest Research Institute (SwRI) haben auf dem Kleinplaneten Pluto einzigartige Eisvulkane entdeckt. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Communications belegt diese Sonderform des Vulkanismus, dass in der jüngeren Vergangenheit des Pluto zähflüssiges Wassereis aus seinem Inneren ausgetreten sein muss. Bei diesem Prozess sind bis zu sieben Kilometer hohe Eisberge mit einem Durchmesser zwischen zehn und 150 Kilometern entstanden.
Weil sich in der Umgebung einiger Eisvulkane am Rande, der mit gefrorenem Stickstoff bedeckten Tiefebene Sputnik Planitia kaum Einschlagskrater befinden, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Eisvulkane in kosmischen Maßstäben betrachtet jung sind. Realistisch ist laut den Entdeckern ein Alter von einigen 100 Millionen Jahren. Der Pluto selbst soll 4,5 Milliarden Jahre alt sein.
Der sogenannte Kryovulkanismus, bei dem statt einer heißen Gesteinsschmelze eisiges Material ausgestoßen wird, tritt auch auf unterschiedlichen Monden des Planeten Jupiter, Saturn und Neptun auf. Die kuppelförmige Struktur und Größe der kürzlich entdeckten Eisvulkane sind jedoch im Weltraum bisher einzigartig. Die beiden größten Eisvulkane haben die Namen Wright Mons und Piccard Mons erhalten. Der Piccard Mons hat ein Volumen, das ähnlich groß wie das des Mauna Loa auf Hawaii ist.
Entdeckt wurden die Eisvulkane dank Beobachtungsdaten der Raumsonde New Horizons, die im Juli 2015 den Kleinplaneten Pluto mit einem Abstand von 12.000 Kilometern passierte. Dabei konnte sie überraschend detaillierte Bilder seiner Oberfläche und seiner Monde erstellen. Zudem wurden spektroskopische Messungen durchgeführt, die nun erneut analysiert wurden.
Anhand der Messungen bei verschiedenen Lichtwellenlängen konnten die Forscher belegen, dass die Berge des Kleinplaneten aus massiven Wassereis bestehen. Sie sind mit einer Schicht aus gefrorenem Stickstoff und gefrorenem Methan bedeckt. Die Spektren deuten zudem auf organische Moleküle im Eis hin. Weil die Dicke und Zusammensetzung der Schichten sich stark voneinander unterscheiden, gehen die Astronomen davon aus, dass die Eisvulkane zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind.
Fachmagazin Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-022-29056-3