Robert Klatt
Die Superstruktur Quipu besteht aus unzähligen Galaxien und Galaxienclustern. Sie ist mit einer Länge von 1,4 Milliarden Lichtjahren die größte bekannte Superstruktur des Universums und hat eine Masse von 240 Billiarden Sonnen.
Garching (Deutschland). Die Astronomie hat bereits mehrere Superstrukturen im Weltraum entdeckt, darunter der Sloan Great Wall, die Große Leere und der Laniakea-Supercluster. Diese Voids sowie Gebilde aus Galaxien und Galaxienhaufen beeinflussen die lokalen Bewegungsmuster von Galaxien und liefern Astronomen Informationen über die Entwicklung des Universums.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Physik (MPP) haben nun die größte Superstruktur des Weltraums entdeckt, als sie eine Karte der Galaxienhaufen im nahen Universum analysiert haben, die bereits in den 1990er Jahren vom Röntgensatellit ROSAT erstellt wurde. Laut ihrer Publikation auf dem Preprint-Server arXiv hat das Team um Hans Böhringer dabei eine Zone mit einer hohen Dichte an Galaxien und Galaxienhaufen gefunden.
„Betrachtet man die Verteilung der Galaxienhaufen auf einer Kugelschale von 416 bis 826 Millionen Lichtjahren Entfernung, so fällt sofort eine riesige Struktur auf, die sich vom hohen Nordhimmel bis fast zum südlichen Ende des Himmels erstreckt.“
Die neuentdeckte Struktur setzt sich aus 68 Galaxienhaufen und etlichen Dunklen Galaxien zusammen. Ihre Gesamtmasse liegt bei etwa 240 Billiarden Sonnen. Weil die Struktur Inka-Schnurbotschaften ähnelt, haben die Astronomen ihrer Entdeckung den Namen „Quipu“ gegeben.
Die Superstruktur Quipu ist rund 1,4 Milliarden Lichtjahre lang und damit noch deutlich länger als die Sloan Great Wall, die rund 1,1 Milliarden Lichtjahre lang ist.
„Dieses Gebilde ist damit die größte kosmische Struktur, die je entdeckt wurde.“
Insgesamt haben die Astronomen in den Aufnahmen des Röntgensatellits ROSAT fünf Superstrukturen entdeckt, darunter auch der extrem kompakte Shapley-Supercluster. Dieser ist zwar deutlich kleiner als Quipu, hat aber eine größere Masse.
„Der Shapley-Supercluster zeigt die höchste Überdichte. Diese Struktur wird für einen großen Teil der Anziehung verantwortlich gemacht, die unsere Lokale Gruppe bewegt.“
Laut den Astronomen ist die Entdeckung von Quipu für die Wissenschaft von hoher Bedeutung, weil sie dabei hilft, die Gravitationseffekte von Superstrukturen zu verstehen. Superstrukturen erzeugen aufgrund ihrer hohen Masse Verzerrungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung und können dadurch unter anderem Messungen zur Hubble-Konstante und zur kosmischen Expansion verfälschen.
„Auch wenn es sich dabei nur um Korrekturen von wenigen Prozent handelt, werden diese mit zunehmender Genauigkeit der kosmologischen Beobachtungen immer wichtiger.“
arXiv, doi: 10.48550/arXiv.2501.19236