D. Lenz
Wissenchaftler haben auf dem Mars einen See aus flüssigem Wasser entdeckt. Der rund 20 Kilometer breite See stellt die größte Ansammlung von flüssigem Wasser dar, die jemals auf einem anderen Planeten entdeckt wurde.
Bologna (Italien). Der Astrophysiker Roberto Orosei und seine Kollegen vom italienischen nationalen Institut für Astrophysik in Bologna haben einen Sensationsfund gemacht: Sie haben am Südpol des roten Planeten einen riesigen See aus flüssigem Wasser unter einer etwa 1,5 Kilometer dicken Eisschicht ausmachen können.
Der jetzige Fund auf dem Mars beendet nun eine jahrzehntelange Debatte über die Existenz von flüssigem Wasser auf unserem Nachbarplaneten, wie die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) betonte.
Anhand von ausgetrockneten Flussläufen und Sedimenten ist bereits bekannt, dass der Mars in der Vergangenheit flüssiges Wasser besaß. Bislang war jedoch unklar, ob irgendwo auf dem Planeten noch heute flüssiges Wasser existiert. Diese Frage ist nun beantwortet.
Die damalige Atmosphäre des roten Planeten war wesentlich dichter als heute. Experten gehen davon aus, dass der Mars vor rund zwei Milliarden Jahren sogar einen Ozean besessen haben könnte. Zwar besitzt der Mars auch heute noch Wasser, dieses jedoch nur in Form von Eis.
Astronomen haben zwar bereits vereinzelnd kleine Mengen flüssigen Wasser auf dem Mars nachweisen können, aber für die Existenz von möglichen Leben auf dem Mars oder als Wasserquelle für bemannte Missionen waren diese Mengen eindeutig zu wenig. So bildete sich beispielsweise bei dem Landemodul Phoenix der US-Raumfahrbehörde NASA ein paar Wassertropfen. Auch der Rover Curiosity konnte an Felshängen tauendes Wasser beobachten, aber eine solche Menge flüssigen Wassers, wie in dem jetzt entdeckten See, überraschte sogar die Wissenschaftler.
Wissenschaftler vermutet seit etwa 30 Jahren, dass unter dem Eis der Polkappen flüssiges Wasser existieren könnte – so wie auch bei unterirdischen Seen in Grönland oder der Antarktis. Die Radar-Daten der Mars-Express-Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA haben diese Vermutungen nun bestätigen können.
Die italienischen Wissenschaftler haben Gebiete in der Südpolregion des Planeten untersucht und dabei deutlich abgegrenzte Regionen, mit denselben Radarsignaturen wie sie unterirdische Seen unter dem Eis auf der Erde besitzen, finden können.
Flüssiges Wasser ist die Grundvoraussetzung für Leben. Ob es jedoch wirklich Leben in dem unterirdischen Mars-See geben kann, ist unklar. Die Wissenschaftler schätzen die Temperatur des Sees auf minus 68 Grad Celsius. Dies bedeutet aber auch, dass der See voller Salze sein muss, welche den Gefrierpunkt des Wassers deutlich herabsetzen. „Da Kalzium-, Magnesium- und Natriumsalze auf dem Mars weit verbreitet sind, liegt eine starke Versalzung des Sees nahe“, so die Wissenschaftler.
Der hohe Salzgehalt, der Wasser bei Temperaturen um minus 68 Grad Celsius noch flüssig sein lässt, macht es für mögliches Leben nicht gerade einfach. Allerdings kennt man von der Erde bereits Mikroben, die auch in so hohen Salzkonzentrationen überleben können.