Robert Klatt
Unsere Sonne hat eine Oberflächentemperatur von etwa 5.800 Grad Celsius. Astronomen haben nun acht Sterne entdeckt, die um ein Vielfaches heißer sind.
Tübingen (Deutschland). Ein internationales Team aus Astronomen unter Beteiligung der Universität Tübingen und des Armagh Observatory & Planetarium hat dem Southern African Large Telescope (SALT), dem größten Einzelteleskops der Südhalbkugel, acht der heißesten Sterne des Universums entdeckt. Während unsere Sonne eine Oberflächentemperatur von „nur“ etwa 5.800 Grad Celsius hat, sind die neuentdeckten Sterne laut der Publikation in de Monthly Notices of the Royal Astronomical Society mehr als 100.000 Grad Celsius heiß.
Wie Professor Klaus Werner vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen erklärt, sind die Weißen Zwergsterne (Weißen Unterzwerge) damit über 100 Mal heller als unsere Sonne.
„Weiße Zwerge sind ungefähr so groß wie die Erde, allerdings eine Million Mal massereicher. Sie sind die dichtesten existierenden Sterne, die aus normaler Materie bestehen. Ihre direkten Vorläufer, die heißen Unterzwerge, sind noch etwas größer. Sie ziehen sich zusammen und werden innerhalb weniger Tausend Jahre Weiße Zwerge. Sowohl die heißen Unterzwerge als auch die Weißen Zwerge können eine hohe Oberflächentemperatur haben. Von den acht superheißen Sternen, die wir entdeckt haben, war der heißeste ein Weißer Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von 180.000 Grad.“
Einer der neuentdeckten superheißen Sterne befindet sich im Zentrum eines ebenfalls entdeckten planetarischen Nebels mit einem Durchmesser von einem Lichtjahr. Zwei andere Objekte sind oszillierende Sterne. Die acht Sterne haben eine Entfernung von 1.500 bis 22.000 Lichtjahren zur Erde und befinden sich am Ende ihrer Lebensdauer. Laut Werner werden die Sterne in kosmischen Maßstäben betrachtet also bald sterben.
„All diese Sterne befinden sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium ihres Lebenszyklus und nähern sich dem Sterben als Weiße Zwerge. Ich bin stolz darauf, diese bahnbrechende Forschung mit auf den Weg gebracht zu haben. Die Ergebnisse könnten auch ein neues Licht auf die Entstehung unserer Galaxie werfen.“
Itumeleng Monageng von der University of Cape Town und dem South African Astronomical Observatory, dem Betreiber des SALT-Teleskops, erklärt zudem, dass es sich bei den superheißen Sternen um einen Zufallsfund handelt.
„Die SALT-Durchmusterung heliumreicher heißer Unterzwerge hatte den Zweck, die Entwicklungswege unterschiedlicher Sterntypen in ihren späten Stadien zu erforschen. Die Entdeckung extrem heißer Sterne hat uns überrascht. Überraschend war auch, dass bei unserer Himmelsdurchmusterung gleich so viele solcher Objekte gefunden wurden. Diese Entdeckungen werden hilfreich sein, um die Spätphasen der Sternentwicklung besser zu verstehen. Sie demonstrieren auch, dass SALT ein großartiges Teleskop für unser Projekt ist.“
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, doi: 10.1093/mnras/stac3531